Thema:
An Sisenando, den Grafen von Viseu und Monterrei flat
Autor: hoover2701
Datum:04.09.20 10:20
Antwort auf:Crusader Kings 3 (PC, PS5, XBSS/X) von hoover2701

Sisenando,

mein lieber Sohn, Erbe, Thronfolger und Kanzler meines Reiches, Graf von Viseu und Monterrei,

ich schreibe diese Zeilen nieder, da meine Lebensgeister schwinden. Eine Schwermut hat mich in Besitz genommen, derer ich nicht mehr Herr werde. Ich fühle nichts, freue mich auf nichts, ärgere mich über nichts, fühle NICHTS. Gestern Abend habe ich meinen guten Freund und Bischof Theodefredo zu mir gebeten und mir die letzte Beichte abnehmen lassen. Doch auch danach war ich nicht befreit, denn ich habe nicht nur gegenüber Gott gesündigt, sondern auch gegenüber unserer Familie. Ich möchte, dass Du weisst, was ich mir zu Schulden habe kommen lassen und erwarte nicht, dass Du mir je verzeihen wirst. Wisse nur, dass alles was ich getan habe, nur zum Besten des Hauses Vimaranes und somit auch für Dich als neuen Herzog Portucales und Coimbras gedacht war.

Nun, da ich im 60. Jahr meines Lebens stehe, sehe ich Dinge anders als noch vor 25 Jahren, da ich von Deinem geliebten Großvater und meinem Vater Wimarano Perez das Herzogtum Portucale erbte. Wie Du weisst, war er ein Diplomat erster Güte und nur seinem Geschick haben wir es zu verdanken, dass die Ungläubigen im Süden uns nicht überrannt haben und wir stattdessen gar neue Landgewinne gegen die Umayyiden erzielen konnten. Meine Vermählung mit Karls Tochter, Deiner Mutter Ermentrude hat uns eine ganze Generation die militärische Unterstützung des größten die Christenheit verteidigenden Königs gesichert. So konnte das Haus Vimaranes das Herzogtum Coimbra aus den Händen Sultans al-Mundir reißen und in den kommenden Jahren auch dessen Besitz verteidigen. Nun, da die Ungläubigen im Süden zerstritten sind, haben wir einige Jahre in Ruhe leben können, doch König Karl II von Westfranken ist tot und so stehen wir nicht mehr unter seinem Schutz. Mein Sohn, suche Dir Freunde und lasse Dir helfen, um das, was wir geschaffen haben, fortleben zu lassen.

Als mein Vater starb, war ich mit seinen Entscheidungen zur Thronfolge nicht einverstanden. Ja, ich wurde Herzog Portucales, aber Dein Onkel Theodefredo, obwohl gerade 14 Jahre alt, erhielt die Titel Herzog von Coimbra und noch die drei Grafschaften Castelo Branco, Aveira und Coimbra, während ich mit der Grafschaft Porto abgespeist wurde. Auch weisst Du sicherlich, dass ich von Kindesbeinen an von Deinem Großvater im Ränkespiel geübt wurde und heute dafür bekannt bin, ein rücksichtsloser und hinterhältiger Strippenzieher zu sein. Nun, dies ist richtig und ich glaube, dass das Haus Vimaranes ohne diese meine Fähigkeiten nicht dort stünde, wo es jetzt steht, doch es hat mich gebrochen. Denn wenn auch nur zwei Menschen meine Intrigen mit ihrem Leben bezahlen mussten, so war doch einer von Ihnen mein eigen Fleisch und Blut. Ja, ich war es, der Theodefredo hat ermorden lassen, um an das Herzogtum Coimbra zu kommen, bevor mein Bruder heiratet und Kinder bekommt. Oh Gott, verzeih mir diese schändliche Tat! Ich sah keinen anderen Weg, um das Haus Vimaranes gedeihen zu lassen. Die südlichen Besitztümer in die Hand eines Kindes zu geben... Wie konnte mein Vater trotz seiner diplomatischen Weitsicht solch einen Fehler begehen? Nun, Du sollst wissen, dass die Spinne, die Deinen Onkel tötete, von unserem Leibarzt Silo aus der Region südlich der Umayyiden mitgebracht wurde und ich ihr Gift noch ein weiteres Mal benutzt habe, aber dazu muss ich wiederum erläutern, was mich dazu gebracht hat, kurz vor meinem eigenen Tod ein weiteres Menschenleben auszulöschen.

Es ist Dir bekannt, dass mein Verhältnis zu unserem Lehnsherrn, König Berengario von Asturias seit seiner Thronbesteigung nie das Beste war. Konnte ich mit seinem Vater Adelfonso noch hervorragend trinken und streiten, so war Berengario mir nie zugetan und seine Politik habe ich nie verstanden. Anstatt zu konsolidieren, war er ständig in Konflikte noch in den weitest entfernten Regionen Iberiens verwickelt, hat sich viele Feinde gemacht und uns Vasallen die schwere Bürde auferlegt, ihm Steuergelder und Kämpfer ohne Unterlass zur Verfügung zu stellen. Lediglich seine Allianzen, die - ich muss es gestehen - brillant und mächtig waren, haben mich davon abgehalten, die Unabhängigkeit des Herzogtums Portucale im Krieg zu suchen. Mir blieb wieder nur das, was ich am besten kann und das ist nun einmal die Intrige. So ist Berengario also nicht im Kampf gestorben, wie es sich für einen aggressiven König geziemt, sondern am Gift eben jener Spinne in seiner Speise. Glaube mir, wenn ich Dir versichere, dass ich gerne einen anderen Weg gewählt hätte. Die Vorbereitungen auf das Beseitigen Berengarios haben mich Jahre meines Lebens gekostet und mich derart ermattet, dass es nun umso schneller mit mir zu Ende geht.

Nun, da ich gehe ist Portucale frei. Das Königreich Asturias ist ohne Allianzen und mit dem schwachen König Odoario nicht in der Lage, sich unserer Forderung nach Unabhängigkeit zu widersetzen, ohne dabei vollständig vernichtet zu werden. Leider schaffe ich es nicht mehr, meinen großen Traum von der Gründung des Königtums Galizien in die Tat umzusetzen, aber der Weg für Dich, Sisenando, ist bereitet. Ein Anspruch auf die Grafschaft Coruna ist "erarbeitet", die Kassen Portucales sind gefüllt und das Haus Vimaranes ist gefestigt. Nie hat ein Mensch Verdacht geschöpft, dass ich etwas mit den Toden Theodefredos und Berengarios zu tun gehabt haben könnte, also behalte dieses Wissen für Dich und gehe den Weg zu Ende, den ich auf so schändliche Weise geebnet habe. Ich kenne Dich und weiß, Du wirst andere Wege beschreiten als ich. Du bist ein Diplomat und kommst eher nach Deinem Großvater. Du hast eine starke Frau an Deiner Seite und auch wenn ich mit Onneca mehr als einmal Streit hatte und sie mich sicherlich mehr gefürchtet und gehasst als geschätzt hat, so wisse, dass sie eine starke Persönlichkeit hat und lasse Dich von ihr beraten, alsbald Du Zweifel an Deinem Weg durch die Zukunft hegst.

Wende Dich an unseren Hausarzt Silo und an unseren Marschall Friedenando in den ersten Tagen Deiner Regentschaft. Sie sind und waren immer eher gute Freunde als Untergebene und sie werden sicherlich auch Dich unterstützen, so wie sie immer für mich da waren. Auch Deine Mutter wird mich überleben und auch wenn ihre Position durch meinen Tod geschwächt wird, so wird sie immer für Dich da sein und vor allem für Deine Kinder. Sei weitsichtig bei der Wahl von Ehegatten für Deine Töchter und Söhne. Ohne starke Allianzen wird das Haus Vimaranes selbst den schändlichsten Emirs im Süden nicht gewachsen sein.

Ich wünsche Dir Geschick, Glück und Mut! Und denke an das Motto unseres Hauses: "Mit Gott und Schwert!"

Dein Vater
Lucidio Wimaranez

Porto, 17. Mai im Jahre des Herrn 910

[https://i.imgur.com/GgnC2Cu.jpg]

Herzog Lucidio von Portucale mit seiner Gattin Prinzessin Ermentrude von Westfranken und ihrem Sohn Graf Sisenando von Viseu und Monterrei im Jahre 910


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