Thema:
Re:was ich nicht checke flat
Autor: deros
Datum:20.10.20 12:40
Antwort auf:was ich nicht checke von shertok

>die ganze geschichte, dass man man einen frauenkörper und eine Männerstimme haben kann ist doch ziemlich bahnbrechend im positiven pro-trans sinn, oder? und nun wird ein strick draus gedreht weil NPCS einen je nach stimme gendern und nicht nach Körper? oder man das nicht auch noch separat anwählen kann? während die meistens games sowas nicht ansatzweise zulassen?

Der Vorwurf ist, dass CDPR auf Kosten von transgender Personen den "Transkörper" als Fetisch darstellt. Gäbe es diese Optionen überhaupt nicht, wäre das in den Augen vieler der betroffenen Personen besser als das, was sie aktuell wahrnehmen, da "Transkörper als Fetisch" für sie entmenschlichend und entwürdigend ist.

Natürlich kann man da jetzt sagen: "Ja gut, aber so ist das doch alles gar nicht gemeint!" Und das mag auch gut sein. Gut möglich, dass die Intention eine ganz andere und keine negative ist. Dass es vielmehr darum geht, dass in der Welt von Cyberpunk das Konzept von Geschlecht und Geschlechtsmerkmalen keiner Bedeutung mehr zukommt und ein Kommentar über transgender Personen gar nicht beabsichtigt ist.

Dennoch bleibt aber bestehen, dass es nun einmal transgender Personen sind, die in diesen Körpern, die CDPR in Cyberpunk wiederholt darstellt und ins Scheinwerferlicht rückt, im hier und jetzt leben. Und dass diese eine Menschengruppe ist, die wie kaum eine andere um Akzeptanz und Toleranz kämpfen muss. Daher sollte man bei allen Aussagen, die man über die Zukunft treffen will, im Umgang mit dieser Thematik auch das nötige Fingerspitzengefühl zeigen, um das Ganze nicht in einem Licht zu rücken, der im hier und jetzt Menschen schadet. Trotz der nun schon seit Jahren anhaltenden Kritik über diese Darstellung in Cyberpunk scheint CDPR es aber nie auf sich genommen zu haben, sich mit Beratern aus dem Trans-Bereich zusammenzusetzen und zu schauen, wie man die Darstellung auf sensible Art realisieren kann.

Lange Rede, kurzer Sinn: Hätten sie sich mit Experten zusammengesetzt, hätten sie nämlich gewusst, dass die Bestimmung des Geschlechts über Stimme für transgender Personen alles andere als okay ist. Gerade die Stimme ist bis heute der Knackpunkt, von dem sich viele Personen "gefangen" fühlen, der sie als trans "verrät": Denn mit aktueller Hormonbehandlung kann man im Körper zwar viel erreichen, aber die Stimme? Da gibt es Sprachtrainings, damit du lernst, dass sie femininer oder maskuliner klingt, aber da wirklich etwas zu ändern, ist furchtbar schwer. Und ausgerechnet dieser Aspekt wird hier nun als geschlechtsbestimmend auserkoren. Ob gewollt oder nicht, sagt das transgender Personen: "Ätschibätsch, es ist egal, was du tust, am Ende ist eh alles umsonst!"

Da kann man sich nun hinstellen und sagen, dass sich diese transgender Personen nicht so anstellen sollen. Sollen mal schön ihre Klappe und ihre Kritik für sich behalten! Boykott, so ein Unsinn! Aber die Wahrheit ist, dass es den meisten dieser Gruppe überhaupt nicht darum geht, dass Cyberpunk von den Massen boykottiert werden sollte. Sie wollen nur Aufmerksamkeit dafür schaffen, weshalb das Spiel für sie problematisch ist und weshalb sie es selbst vielleicht lieber nicht kaufen mögen.


< antworten >