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Durch flat
Autor: heffer
Datum:01.12.20 23:06
Antwort auf:Doom Eternal [Multi] von Fred LaBosch

PS4-Version. Auf schwer (ultra-brutal).

Keine Ahnung, was ich insgesamt vom Spiel halten soll. Ich würde den Spielverlauf in 4 Phasen einteilen:

1. Phase: Der Einstieg. Super hart, super frustig. Man hat schwache Waffen, aber die Gegner sind von Beginn an stark, vor allem sind es viel zu viele. Ich wollte schon fast den SG runterstellen, aber hab mich letztlich irgendwie durchgebissen. Spaß ist was anderes.

2. Phase: Die Waffen werden besser, die Moves mehr. Gefühlt hat man in wenigen Stunden Waffen und Moves verdreifacht. Die Gegner werden aber nur marginal stärker, so dass man eigentlich schon overpowered ist. Allerdings gewinnt man derart schnell Waffen und Moves dazu, dass man, so ging es mir zumindest, erstmal gar keinen Überblick drüber hat und trotzdem noch recht häufig ins Gras beißt. Der Schwierigkeitsgrad ist dann unterm Strich etwa auf Doom 2016-Niveau, aber die Herausforderung eine ganz andere:

Bei Doom 2016 braucht man genaue Levelkenntnis, muss wissen, wo ein Portal und wo die Munition liegt, wann welcher Gegner erscheint etc. Ich kann mich erinnern, dass ich mir damals fast schon Sokoban-artige Routen durch die Arena überlegt habe und das hat wirklich riesig Spaß gemacht.

Bei Doom Eternal muss man sich aber mit dem Level über weite Teile des Spiels gar nicht auseinandersetzen. Stattdessen ist man eigentlich nur darauf konzentriert, die Spielmechanik in den Griff zu kriegen. Wenn ich nach dem Tod überlegt habe, was ich falsch gemacht hatte, lautet die Antwort etwa: Balliste vergessen, die Zusatzmodifikation vom Raketenwerfer nicht genutzt, ebenso die Eisgranaten, den Flammenwerfer, den Blutschlag und und und. Zweiter Versuch, nur noch zwei Drittel davon vergessen, Gegner besiegt.

Es ist nicht, wie so oft, dass man viele Moves und Waffen gar nicht braucht, im Gegenteil sie sind absolut sinnvoll und teilweise notwendig, aber der ganze Kram geht nur schwer ins Blut über.

3. Phase: Irgendwie hat man den Dreh jetzt raus, hat seine Lieblinge unter den Waffen und Moves gefunden, Routinen entwickelt. Die Gegner werden zwar etwas stärker, aber nur etwas. Ergebnis: Das Spiel wird der reinste Selbstläufer.

Ganz ehrlich, ich bin beileibe kein Shooter-Gott, aber Doom Eternal war mir stellenweise _viel_ zu einfach. Auf schwer. Mit Gamepad. Ich bin regelrecht faul geworden, hab mich auch manchmal für einen Moment einfach mit den schweren Waffen/Modifikationen in die Ecke gestellt und entspannt drauf geballert, und das bei einem Spiel, das einem in den Ladebildschirmen den Tipp gibt, immer in Bewegung zu bleiben. Man ist hier über weite Strecken einfach viel zu stark ausgerüstet für die Gegner.

4. Phase: Man kriegt nur noch wenige neue Waffen dazu bzw. haben die neuen ohnehin kaum Munition (). Die Gegner werden aber noch einmal wesentlich stärker bzw. zahlreicher.

Hier brilliert das Spiel. Völlig abgefahren, super dynamisch, endlose taktische Möglichkeiten. Man plant seinen Weg durch die Level wie in Doom 2016, nutzt dabei aber noch deutlich mehr Moves und Waffen. Das Tempo ist riesig, das Spiel hochanspruchsvoll, aber immer fair. Macht wirklich irre Spaß, die letzten Spielstunden sind schlicht der Hammer.

Gleiches gilt auch für die Slayer-Tore, die wirklich durch die Bank erstklassig sind.

Fällt mir insgesamt schwer, eine abschließende Meinung zum Spiel zu bilden. Ich könnte das sicherlich noch ordentlich ausreizen, wenn ich auf noch höherem SG spielen oder mal schauen würde, was es an Zusatzmodi oder Multiplayer-Möglichkeiten gibt. Aber der Backlog ist zu groß, so dass ich es (wahrscheinlich) nicht mehr anrühren werde. Gesamteindruck ist daher etwas durchwachsen: brillante Spielmechanik, aber über weite Strecken nicht richtig genutzt.

Ach ja, eins noch: der letzte Boss ist völlige Grütze. Himmel, warum müssen Entwickler immer so einen verkackten, langatmigen Endkampf einbauen.


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