Thema:
Ys - Memories of Celceta (PS4) u. Lost Kefin (SFC) flat
Autor: strid3r
Datum:27.12.20 22:31
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 38 - Vorwärts immer! von Lynne

Nachdem ich nach dem ersten Drittel noch nicht so überzeugt von Celceta war, hat es mir letztendlich insgesamt doch recht gut gefallen. Hauptächlich ist das wohl dem stimmigen Design der Spielwelt zu verdanken und dem sehr spaßigen Kampfsystem bzw. dabei primär dem Flashguard Feature. Seit Metal Gear Rising nicht mehr so viel Spaß dabei gehabt, mich durch gegnerische Angriffe zu parieren, weil es einfach unheimlich intuitiv umgesetzt wurde und die Gegner auch keine übermäßig komplexen Muster an den Tag legen. Wird einige Leute deshalb evtl. unterfordern, aber ich fand es so genau richtig. Auch ist das Spiel ein Musterbeispiel für zeitsparendes und nervenschonendes Gamedesign. Man flitzt später nur noch so von einem Ziel zum nächsten, sowohl dank des gut umgesetzten Quick Travelings als auch anderer Features, hat eine übersichtliche Map die auch anzeigt, welche Items wo zu finden sind und man kann speichern, wann und wo man will. Man merkt wirklich, dass hier Wert darauf gelegt wurde, die Spielzeit des Spielers zu respektieren und diesen nicht unnötig Zeit mit nervigem Kram verschwenden zu lassen. Umso seltsamer ist es, dass ausgerechnet in diesem Spiel Sequenzen nicht übersprungen werden können. Das nervt gerade in Dungeons, wenn einem in Form völlig unnötiger und dafür viel zu langer Sequenzen die Auswirkungen gezeigt werden, wenn man einen Schalter oder dergleichen betätigt hat. Ist hierbei aber wirklich der einzige negative Punkt.
Was die Story betrifft, haben die Charaktere beim aktuellen Werk definitiv mehr Tiefe, als bei den beiden 16-Bit Versionen. Das liegt sowohl daran, dass Charaktere, die bei den früheren Ablegern nur NPCs waren, hier zur Party gehören, als auch an der Tatsache, dass man aufgrund des größeren Umfangs zusätzlich mehr Zeit mit diesen verbringt und Falcom bei aktuelleren Spielen ja sowieso ordentlich bei den Dialogen zugelegt hat. Leider hat mich Celceta in Sachen Story trotzdem nicht wirklich überzeugen können (und es hat nebenbei auch ein wirklich erbärmliches Outro). Zwar haben die meisten Charaktere noch sehr ähnliche Rollen und die Handlung folgt einem ähnlichen Grundgerüst, wie die alten Spiele, während es sich sogesehen in Ansätzen an beiden "Vorlagen" bedient. Allerdings fand ich vor allem die neue und deutlich abweichende Auslegung der Rolle von Eldeel ziemlich überkandidelt, während dabei auch ein großer Batzen der interessanten Hintergrundgeschichte Celcetas und von Lefance mit unter die Räder gekommen ist. Da hat mir die kleinere Scale der PCE-Version, die nebenbei auch mehr schönes Anime Drama bietet, doch eine Ecke besser gefallen. ;) Auch fand ich es sehr schade, dass man die ganzen Bezüge zu Ys I & II, die es in der PCE und teils auch SFC Fassung gab, damit komplett über Bord geworfen hat. Gerade diese waren für mich eigentlich einer der coolsten Aspekte an Dawn of Ys und teils werden durch die übertriebene Rolle Eldeels in Memories of Celceta in meinen Augen auch etwas die restlichen Geschehnisse im Ys Universum in ihrer Bedeutung entwertet. Da wäre weniger mehr gewesen, auch wenn Charaktere wie Gruda oder Karna hier deutlich besser wegkommen und wirklich gut ausgebaut wurden.
Letztendlich würde ich sagen sind sowohl Memories of Celceta als auch Dawn of Ys dermaßen unterschiedlich und auch auf unterschiedliche Art gute Spiele, dass man bei der Frage, welches Ys IV man sich geben solle, imo tatsächlich beide empfehlen kann. Dawn ist ein fantastisches klassisches Ys und imo ein absolutes PCE Action RPG Highlight, während Memories of Celceta ein sehr spaßiges und kurzweiliges Hack'n Slash mit gutem Kampfsystem und motivierendem Progress ist, bei dem man ähnlich wie bei einem Metroidvania Schritt für Schritt die stimmungsvolle Map erschließt - dabei halten beide mit einer nett präsentierten Handlung bei der Stange. Bin auf jeden Fall froh, sie gespielt zu haben und kann mir durchaus vorstellen, beide Titel irgendwann nochmal durchzuspielen.


Nach Celceta habe ich mir dann noch flott das sehr kompakte Ys V für's SFC gegeben und muss sagen, dass es durchaus ein nettes Spiel für zwischendurch war. Man merkt halt leider aufgrund der Grenzen bei der Präsentation, die man auf dem SFC hat, dass hier ganz klar etwas fehlt, was Ys letztendlich doch auch zu einem großen Stück ausmacht. Und das ist in meinen Augen vor allem ein Fokus auf den Charakteren, welcher sich auch in der Präsentation selbiger zeigt. Leider bietet das Spiel natürlich aufgrund des Speichermangels nichtmal Portraits während der Dialoge, was direkt den Impact merklich mindert und besonders bedauerlich ist wenn man bedenkt, wie verflucht gut die Artworks in der Anleitung und auch dem kurzen Intro sind. Da zusätzlich dann noch die Handlung insgesamt nicht sonderlich mitreißend erzählt wird (und im setup seltsamerweise teils wie ein Rehash von IV wirkt, nur diesmal halt mit Wüstenstadt…), die einzelnen Locations der Spielwelt nicht furchtbar spannend gestaltet wurden und auch die Bösewichter recht blass bleiben, vermag das Spiel einen letztendlich in Folge auch nicht so recht in den Bann zu ziehen, wie man es von einem Ys gewöhnt ist. Es ist allerdings trotzdem meilenweit von einer Vollkatastrophe wie dem SFC Mask of the Sun entfernt und hat durchaus nette Ansätze, sowohl bei der Handlung als auch den Charakteren. Vor allem Pixelgrafik und Soundtrack sind btw. wirklich ziemlich gut und brauchen sich nicht vor Werken von Square oder Enix aus der Zeit zu verstecken. Das Kampfsystem ist wiederum kein Highlight, tut aber auch - von völlig beknackten Hitboxen manch fliegender Gegner abgesehen - keinem weh und geht durchaus klar für ein Spiel diesen Alters und Genres. Definitiv kein Titel, um den es einen Bogen zu machen gilt, wie ja manchmal suggeriert wird, aber man hat ehrlicherweise auch nicht viel verpasst, wenn man es auslässt. Einfach in dieser Form leider kein sonderlich einprägsames Spiel.
Werde mir hier definitiv mal das PS2 Remake zum Vergleich geben. Zwar nicht gerade hübsch oder mit tollem Gameplay gesegnet, aber dafür mit Character Artworks und Dub während wichtiger Dialoge. Mal sehen, inwiefern das der Handlug zugute kommt. Mit etwas Glück kann ich die Tage aber vielleicht sogar schon mit Napishtim weitermachen. Mal sehen.


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