Thema:
Re:finde, das Gegenteil ist der Fall flat
Autor: token
Datum:05.01.21 11:22
Antwort auf:Re:finde, das Gegenteil ist der Fall von dixip

>GamePass ist imo eine Weiterentwicklung der PS+-Idee, die von den Usern doch auch durchgehend abgefeiert wurde, in Kombination mit Netlix/Spotify-Hype.
>ABO ist halt grad das Zauberwort, alles muss in Abos gepackt werden.
>

Es war im Gamingsektor Live was das auf den Weg gebracht hat, und klar, was MS da gemacht hat war wirtschaftlich extrem clever. Laufende kalkulierbare Einnahmen, Kundenbindung an die Plattform, das Ganze noch gestützt mit bindenden Suchtvehikeln wie Gamerscore, wo Kunden das Gefühl haben, die Plattform zu verlassen würde auch dazu führen ihre virtuellen Verdienste zu verlieren, und wo sie motiviert werden alles was sie treiben, eben auf dieser Plattform zu treiben wo sie dann auch ihre virtuellen Verdienste erhalten. Oder auch mit den dann folgenden Gamesbeigaben weitere Bingung über aufblasen der persönlichen Libs die sie dann "besitzen" aber eben nur auf der Plattform.

All das hat Sales nicht torpediert sondern unterfüttert.
MS hat also alles aufgebaut, Studiodeals, eigene Studios, Partnerschaften, quasi Marktführerschaft, treue Fans mit irrsinnig gut und clever aufgesetzter dauerhafter Kundenbindung wo diese Leute für ihre eigene Abhängigkeit auch noch eine Monatsgebühr löhnen. Geht es denn noch besser?
Das Ding ist aber, wenn du verstehen möchtest was jemand von so einer Erfolgsgeschichte hält, ist es hilfreich zu schauen was jemand tut.

Als MS mit Xbox in den Markt ging, war Gaming ein Wachstumsmarkt, the next big thing, irgendwann wird jeder gamen, Games werden als Unterhaltungsmedium so groß wie Bücher, Filme, Musik, whatever you can name. Games kommen aus den Kinderzimmern und werden fester und relativ großer Bestandteil des vermarktbaren Kulturangebots.

Die Prognose war korrekt, nur fand die Entwicklung halt nicht in eben dem Segment statt in das MS sein Ei gelegt hat.
Dieser Markt stationärer Powermühlen blieb weitestgehend statisch, die Gesellschaft fing zunehmend an digital zu gamen, nur spielten die Rentner auf Wii, die Hausfrauen auf Facebook und die Kids auf Mobile.
Da war die Milliardenparty auf der MS eigentlich tanzen wollte, stattdessen hatten sie 80 Millionen Manchilds an der Backe. Die sich offenbar nicht vermehren wie die Hasen sondern sich zwischen den bestehenden Becken hin- und herschieben.

Ein Konzern agiert aus einer Position der Stärke immer konservativ und sichert ab. Wenn ein Konzern in seinem abgesteckten Spielfeld alles auf links dreht, schlussfolgere ich daraus dass sich dieser Konzern intern mit der erarbeiteten Position nicht als stark begreift sondern ganz andere Ambitionen hatte. Was schlüssig ist, wenn man schaut wie die Stimmung des Marktes bei Einstieg war, und sich Wachstumsprognosen bestätigten, allerdings, und das war nicht der Deal, auf komplett anderen, teils neu aus dem Boden gestampften Platformen.

Und es hat auch von der Marktstrategie perfekt ins Bild gepasst. Die Casuals will ich haben, da reden wir von Milliarden Menschen, da reden wir von Potenzialen im dreistelligen Millionenbereich. Und was dann geschah fügt sich auch perfekt ins Bild. Kinect, TV, integrales Wohnzimmerportal in die Welt der Medien, des digitalen Entertainments und des Konsums.

Was wie wir heute wissen eine Rechnung ohne den Wirt war der fuchsteufelswild wurde, was für MS verschmerzbar gewesen wäre, wenn das was man sich davon erhofft hat funktioniert hätte. Aber auch das ging nicht auf.
Was man gewinnen wollte, hat man nicht gewonnen, was man bis dato aufgebaut hatte, ist nicht einfach kollabiert, man hat es geradezu selbst gesprengt und auch schon vorsorglich alle Zöpfe abgeschnitten die man gebraucht hätte, um zumindest zum Ausgangszustand zurückzufinden.

Die Ambitionen werden sich nicht geändert haben, wenn man vorher unzufrieden war, wird auch das erreichen dieses Zustands nicht zufrieden stellen. Schon beim vermeintlichen Erfolgsstand gab es Unfrieden der auch schon von den Aktionären abstrahlte und im Rückzug von Invests und Rückbau laufender Kosten mündete.

Und, kleiner Ausflug in die Welt von Konzernstrategien. Es gibt immer wieder Trends aus dem Managercookbook die wirtschaftlich weltweit abstrahlen. Das sind durchaus durchdachte Ideen die einer schlüssigen Idee folgen. Nur sollte man nicht glauben die Umsetzung dieser Ideen folge immer einer zu Ende gedachten Finesse und die Reaktion von Anlegern wenn ein Unternehmen auf einen vermeintlichen Erfolgszug aufspringt einer durchdringenden Logik.

Wer mal das Vergnügen hatte die Bedienung solcher Trends aus nächster Nähe erlebt zu haben, wird ganz schön desillusioniert sein wie jedes Argument gegen die Cookbook-Formel verliert. Da verhalten sich Topmanager teilweise nicht anders als ein Noob der sich im Internet eine Reich-in-10-Schritten-Fibel gezogen hat und meint, er hätte eine Art Ikea-Bauanleitung die wenn sie nur explizit befolgt wird, auch das versprochene Resultat bringt. Und hinterher wird nachgeschärft, Scherben gekehrt, Lehrgeld gezahlt, Schaden rückgebaut, etc.

Und da die Cookbook-Formel nicht grundlegend falsch war bleibt auch einiges von ihr übrig und da wo es übrig bleibt erfüllt es auch das Versprechen, das hätte man alles aber auch schon vorher wissen können, stattdessen wird Management nach try&error-Prinzip gelebt und die Verantwortlichen für den unnötigen Clusterfuck streichen ihre Erfolgsprämien ein, um beim nächsten Mal das gleiche zu machen.

Abo ist nicht gleich Abo ist nicht gleich Abo.
Flatrate ist nicht gleich Flatrate ist nicht gleich Flatrate ist nicht gleich Flatrate.
Es gibt diversifizierte Abos, wie etwa Prime. Amazon, ein Konzern der auf extrem vielen Hochzeiten tanzt, hat etwa ein gutes Gespür dafür wie man die Mehrwerte von Abos umzumünzen weiß ohne sich in anderen Geschäftszweigen zu kannibalisieren. Das ist ein sehr durchdachtes Geflecht was dort wo Sales wichtig sind Kunden an Salesplattformen koppelt ohne deren Content über Maß zu entwerten sondern Bindungen aufbaut und mit Zusatzleistungen lockt, und nur dort wo die Spielregeln von Außen schon vorgegeben wurden, diesen Regeln folgt.

Etwa Musik, wo der Ofen einfach aus ist und man full flat gehen muss. Das bei Amazon aber als autonomer Zusatzdienst. Oder auch spannend, die Mixstruktur bei Audible, Podcasts als App-Magnet, ein Abo, aber das Abo quasi als Guthabengenerierer für Sales, die dann für den Kunden günstiger sind als der Kauf ohne Abobindung.
Das ist ein Konzern der meistens nachdenkt WIE er Trends gewinnbringend interpretieren muss und nicht ohne Grund zum Weltriesen heranwuchs.

MS ist ein typischer "Wunsch ist Vater des Gedankens und MGMT-Cookbook"-Konzern, was er immer und immer und immer wieder mit seinen Marktstrategien die teilweise an illusorischen Selbstbetrug grenzen transparent macht. Die wären schon drölfzig mal in Insolvenz gegangen wenn diese unfähige Experimentierstube
nicht von ihrem bockstarken Kerngeschäft getragen würde.
Und damit ist nicht nur Xbox gemeint, nur wo sie bei anderen Sparten irgendwann den Stecker ziehen, hat es die Xbox-Crew geschafft das Segment mit der nächsten Schnappsidee erneut scharf zu machen und zweistellige Milliardeninvests aus der Tasche zu leiern.

Aber was ist das Zielbild? Darf man mal darüber nachdenken was das bedeutet wenn ein Abo, was man schon hatte, zu Kosten die fast gleich zu den heutigen sind, mit einer hohen zweistelligen Millionenanzahl die damit lediglich Services erhielten und DARÜBERHINAUS noch wie wild Games gekauft haben und teils auch weitergehende Services wie Filmausleih nutzten bedeutet, wenn ihnen das nicht gereicht hat?

Darf man mal rudimentär hochrechnen wie fucking hoch die anvisierte Nutzerzahl sein muss, wenn die Gebühren gleich bleiben, man das ganze aber so aufstellt dass man
a) Seine eigenen Produktionen Day1 verfügbar macht
b) Kaufbereitschaft über Riesenlibs untergräbt
c) Sich den Kuchen auch noch mit einem weiteren Konzern teilt, und zwar integral ohne Gebührenerhöhung
d) einen weiteren Konzern als Produktionsvehikel kauft und sich mal eben Hundertschaften rankarrt die dann noch zusätzlich laufende Kosten generieren und das auch noch bei einem Laden der arge Probleme in seinem Kerngeschäft hat

Das ist so kompliziert nicht. Wenn das was vorher da war ein Misserfolg war der auf links gedreht wurde, was zum Henker ist die Nutzerzahl die es braucht um das gleiche Gebührenvehikel mit fundamental vergrößerten Angebot und fundamental erhöhten Ausgaben und folgerichtig fundamental reduzierten Einnahmen aus dem bisherigen Kerngeschäft in Form von Sales als tragfähiges Erfolgsvehikel zu installieren?
Was steht da im internen Papier für eine Nutzer- und Jahreszahl?
Und kann das nach allem was man über dieses Coregaming-Segment was den aktuellen Einstiegspunkt stellt weiß irgendwie realistisch sein?

Und, ist es nach allem was man von MS Experimentierfreude und inhaltlicher Umsetzung gesehen hat wirklich vermessen zu unterstellen dass sie manchmal nicht wissen was sie tun, und der ganze Laden manchmal den Anschein erweckt wie bei einem erfolgreichen Milliadärspapi der seinen unfähigen Sprösslingen immer wieder Spielgeld gibt mit dem sie ihre Unfähigkeit unter Beweis stellen, das dann auflöst, abschreibt, und dann wieder Spielgeld gibt?

Ernsthaft, wie krass muss die Annahme der Nutzerzahl sein damit das unter diesen Vorzeichen und oben genannten Eckpunkten die auch eine ungefähre Vorstellung darüber gibt wie man Erfolg definiert nachhaltig aufgeht?

Und es könnte einem völlig egal sein, was interessiert mich der Erfolg oder Misserfolg von einem Konzern. Mich interessiert Content, losgelöst davon wer ihn produziert. Da führe ich keine Ehen sondern offene Beziehungen, wenn der eine nicht liefert, dann halt der andere, und dann wieder der andere, mir doch schnuppe. Geliebt wird der, der gerade die besten Massagen gibt.

Aber das hier ist anders. Denn losgelöst von Erfolg oder Misserfolg ist jetzt etwas im Raum und wird mit einer Multimilliardendehnung unterfüttert, das eben nicht autonom läuft, sondern das komplette Kerngeschäft in seinen Spielregeln umstülpt. Und das ist etwas dessen Konsequenzen jeder zu spüren kriegen kann der auf Sales setzt. Wenn ein Kioskstand Zeitungen verkauft, und MS sich direkt daneben stellt und Zeitungen WEIT unter Produktionswert vertickt, dann hat das Konsequenzen für den Zeitungsstand, auch dann, wenn er eigentlich die viel besseren Magazine führt. Denn es zieht ihm Kundschaft weg, und auch die Kundschaft die noch bleibt wird die Frage stellen warum seine Preise nicht marktgerecht und so ein Wucher sind. Dem ist doch schnuppe dass die Preise die nicht marktgerecht sind von wo anders kommen, denn der Verschenker wird ja schon seriös kalkuliert haben, wa?

Und auch wenn Abos wie du sagst ein fancy trend sind dem sich der stationäre Gamingmarkt so oder so irgendwann stellen müsste, ist das schon was anderes als das bisherige Konzept des Onlineserviceabos mit etwas Schokoladenglasur oder ein irgendwie diversifiziertes Abo oder ein verkapptes wie bei Abo wo du eigentlich nur Preisnachlässe zu verbindlichen laufenden Kosten abonnierst.
Das ist all you can eat.
Das ist das Netflix-Modell.

Und es gibt zudem, und das frustriert mich beim Blick darauf am härtesten, keine höhere Gewalt die das Konzept als logische Evolution auf den Weg bringt. Das, was andere Branchen aufgrund der Natur ihres Contents nicht verhindern konnten, nämlich die freie Verfügbarkeit auf Schwarzmärkten, das hat die Gamingindustrie in den Griff bekommen. Hier wird aktiv etwas in den Markt gestanzt wo alle Märkte die von solchen Trends betroffen waren im Gesamtbild Muskelfleisch verloren und wenige Gewinner bei sehr vielen Verlierern hatten. Und wo bis heute der glaubwürdige Nachweis fehlt dass diese Gewinner wirklich Gewinner sind, denn auch die Gewinner haben damit längst zu kämpfen und schieben auf Pump einen wachsenden Schuldenberg vor sich her und die etablierten drehen an ihren Kostenschrauben oder versumpfen in roten Bilanzzahlen während immer mehr Anbieter in den Markt stoßen weil sie auch Gewinner sein wollen statt sich mit Partnerschaften zu arrangieren. Selbst bei einer nicht gegebenen Übersättigung ist das ein hartes Brot, aber mit dieser Übersättigung? Und auch hier, es passiert auch dort nicht zum ersten mal dass man sich mit zersprengten Überangeboten gegenseitig die Luft zum Atmen nimmt.

Wie auch immer dieses Experiment ausgeht, eines ist jetzt schon sicher. Das aktuelle Angebot mit den aktuellen Kosten ist einfach nur ein Lockangebot was nicht viel mit einem WIRKLICH nachhaltig tragenden Geschäftsmodell zu tun hat, es sei denn die Nutzerzahl geht mindestens in den dreistelligen Millionenbereich, und selbst da würde ich meinen, dass selbst da mit nur einer "1" an erster Stelle die Schose nicht aufgeht.

Und selbst dieses eher konservative Erfolgsniveau betrachte ich als illusorisch bei Coregaming, was jetzt seit 20 Jahren nicht passiert ist, wird imo auch dann nicht passieren, wenn der abgeschlagene Anbieter mit Flatrates winkt. Flatrates sind nicht neu für den Gamingmarkt, das hatten wir schon, nannte sich Raubkopie. Ist dennoch nicht in Nutzerzahlen explodiert, gewachsen ja, aber nicht explodiert. Kostenloses Gaming? Gibt es auch heute, nur die Casuals sind da auf anderen Kanälen, warum sollten sie diese verlassen, was ist der Anreiz, warum sollten sie rübermachen? Um Gears zu spielen? Sehr attraktiv für die Murmelknoblermami oder den Casinodaddy.

Natürlich bereitet MS diese Möglichkeit zum einfachen Umzug an allen Flanken vor. Bitte macht keine Spiele die teure Hardware integral benötigen, ach watt, was soll die Bitte, hier, die XSS, die gilt es zu bedienen, sicher ist sicher. Dazu XCloud. Keine Einstiegshürden. Dazu GP als Service der nicht an Plattformen gebunden ist.

Auf dem Papier stimmen die Vorzeichen. Auf dem Papier stimmten aber auch die Vorzeichen als es darum ging ein universelles OS zu bauen, auf dem Papier stimmte im Grunde auch die Idee mit der One und Kinect. Das ist aber nur graue Theorie in Eckpunkten. Beim Blick ins Detail der diversen Geschäftsstrategien tun sich die Abgründe auf.

Wie soll ein OS-Core aussehen der sowohl auf einem Kühlschrank als auch auf einem Power-PC und allem was dazwischen existiert läuft. Ist eine Wohnzimmerzentrale für 500 Euro wirklich ein Zugpferd, zumal sie den treuesten Fans ins Gesicht spuckt. Und hier eben, wie lassen sich notwendige Nutzerzahlen generieren wenn man auf den heute längst abgesteckten Markt schaut, du kannst Gamingkunden nicht generieren, also aus einem Casual einen Gamer machen, weil das schon längst passiert ist. Du musst sie abwerben, und sowas ist schwer wenn Kunden grundsätzlich zufrieden sind mit dem was sie haben und daran gebunden wurden.

Es braucht aber auch nicht den nachhaltigen Erfolg um den bestehenden Markt zu zerstören, es reicht der Konkurrenz nur das Maß an Kundschaft wegzunehmen was eben jene zur schwarzen Null braucht, es reicht Konkurrenz so unter Druck zu setzen damit sie ähnliche Sachen machen muss und sich damit auch in ähnlicher Manier selbst kannibalisiert, es reicht das Publikum in Sachen Preisgefühl umzuerziehen als das die finanzielle Einsatzbereitschaft ein Stück weit abschmilzt und aktuelle Preisgefüge als Wucher begriffen werden, weil dem Kunden scheißegal ist ob der bessere Preis Verlustgeschäft und nicht marktgerecht ist.

Und wo du sagst, immerhin macht sowas MS und nicht komplett von der Materie entfernte Konzerne, sage ich, dass es MS macht ist worst case, weil MS hat den Fuß in der Freaktür, Freaks sind auch der erste Battleground, und damit hat GP egal wie es läuft impact auf unser spezifisches Hobbysegment.
Und, anderen Playern wären Vollflops zuzutrauen, auch MS hatte arge Mühe ins Segment zu finden, Facebook hat aktuell arge Mühe sein Segment auszubauen, Google hat viel Gelächter gezündet, bei sowas wäre nicht unwahrscheinlich dass es als Phänomen verfliegt aber dass MS es macht HAT Impact. Allein dass sie mit Bethesda einen der wenigen noch verbliebenen Hochglanzproduzenten geschluckt haben hat schon Impact, weil diese Produktionen aller Vorraussicht nach bei anderen Plattformen fortan fehlen werden.

Das ist Hardcore. Die machen komplett ernst. Und man traut ihnen gerade alles zu. Angenommen sie würden Ubi schlucken, was ich nicht glaube, aber angenommen sie würden das tun, könnte Sony schon damit anfangen Särge zu sondieren, weil so eine Pace mit solchen Milliardeninvests die man aus der Hüfte schießt können sie nicht gehen weil sie sowas nicht im Rücken haben, gleichwohl reißt es bei ihrem Portfolio Lücken auf für die dann Gegengewichte fehlen würden, remember Sega und EA-Boykott?

Whatever, es ist alles nur meine Perspektive darauf. Aber da muss ich sagen, ich war in meinem ganzen Leben noch nicht mit einem Trend konfrontiert der mich ob der Zukunft meines Hobbys so besorgt hat. Free2Play? Pff. Gaming-Services? Können Spaß machen aber sind auch speziell und man kann irgendwann auch nicht mehr und kehrt zurück ins Nest. Always on? Wäre Scheiße für den Kunden, aber für die Industrie, also die Contentgeneratoren wäre es gar ein Gewinn gewesen.
Aber das hier?
Uffz!

Das ist der imo bislang heftigste Change in der Branche, geboren aus komplett wo anders verdienten Milliarden, befeuert durch imo illusorische Ambitionen, und so gelagert dass es kein autonomer zusätzlicher Markt ist, sondern ein Umwälzer bestehender Verhältnisse. Und zwar nicht nur im Hinblick auf Marktanteile sondern perspektivisch auch im Hinblick darauf was für Content noch produziert wird, und was für Content nicht produziert wird, und das auch nur bei Erfolg.
Und im Hinblick auf die Frage, was wird produziert, kann man sich die Antwort denken, wenn der Erfolgsmesser Verweilzeiten auf der Plattform ist, und ein Billogamerscorevehikel was in acht Stunden abgefrühstückt ist, genau so viel Gewicht hat wie ein Geniestreich einer visual novel an der lange gearbeitet wurde, die aber auch in acht Stunden durch ist und aus der Perspektive der Plattform keinen höheren Wert hat, für die Produzenten aber sehr wohl höhere Kosten. Auch das ist schon von langer Hand vorbereitet, MS-Games sind schon längst alle auf Verweilzeiten gezimmert, Halo wird eine Plattform, Forizon macht egal wie du fährst immer nur blingblingbling hier Gummipunkte, du bist der geilste. Rare macht ein Servicegame. Und Bethesdas eigener Kurs ging auch schon lange auf Service und Verweilzeiten mit paar Rebellen im Haus wie id oder Arcane die klassisch SP machen. Wenn nur die Verweilzeit Erfolge misst, dann führt das auch sukzessive zum Content mit der diesbezüglich besten cost-income-ratio. Und bei abgesteckten Feldern braucht es dann auch keine Prestigeproduktionen die man aus Geldspeichern auf Pump finanziert.
Sprich, selbst wenn das alles funktioniert und nicht kollabiert, sehe ich der Contentzukunft pessimistisch entgegen, und wenn ich in andere Medienbranchen und ihre Contentevolutionen schaue sehe ich wenig Anlass für Zuversicht. Weil fernab von positiven Momentaufnahmen die sich aus Investmentphasen speisen, zeigen die Trends doch alle in die gleiche Richtung. Schreiende Youtuber als Angestellte von Contentunternehmen, Reality Shows, generische Stangenware mit dem besten Kostenverhältnis im Hinblick auf den Erfolgsmesser der Verweilzeit. Und diverse Zusatzkanäle um gebundenen Kunden doch noch irgendwie zusätzliches Geld aus der Tasche zu leiern, entweder passiv mit product placement oder aktiv mit massiv erhöhten Kosten auf Zusatzleistungen bei der Plattform.

Bei einem nicht gegebenen Erfolg wird's halt irgendwann abgerissen und hat das Potenzial nur verbrannte Erde zu hinterlassen und die ganze AAA-Branche mitzureißen. Wäre nicht der erste Vollcrash im Segment.
Immerhin sehe ich Nintendo halbwegs stabil, weil die es irgendwie tatsächlich geschafft haben sich so zu erfinden dass ihr Segment, obwohl sie im Grunde die gleichen Produkte anbieten, nach teils komplett anderen Spielregeln läuft als bei Sony und MS. Da haben sie ihren Elfenbeinturm irgendwie zum Kundenhotel umgebaut, wie auch immer sie das geschafft haben o_O
Wäre dann wohl der größte Treppenwitz der Gaminggeschichte falls in zehn Jahren alles kollabiert und das schon hundertfach totgesagte Nintendo plötzlich als verkappter Monopolist dasteht ;)

Genug der Schwarzmalerei. Noch ist ja alles gut.
Mal schauen wie es läuft, das ist aber dennoch ein Praxistest für die Branche auf den ich ob der Fallhöhen als Konsument liebend gern verzichten würde.


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