Thema:
Eindrücke flat
Autor: Pfombo
Datum:27.01.21 14:46
Antwort auf:The Medium (PC&XSX) von Adema

...von den ersten vier Stunden (Text gestern geschrieben und heute erst gepostet, bin jetzt wohl schon weiter oder gar durch). Sind keine sonderlich positiven Eindrücke, will das Spiel hier aber auch niemandem vermiesen. Ich glaub schon, dass das seine Abnehmer finden kann und viele Leute meine Kritikpunkte nicht teilen, ich tipp mal aufn Metacritic-Schnitt von 70. Und hey, wer den Gamepass hat, kann sich den Text hier schenken und probiert's einfach selbst aus :)

Ok, am Anfang fiel mir die clonky Steuerung auf, Marianne bewegt sich wie durch Quark, und die resident-eviligen Kameraperspektiven machen die Navigation nicht einfacher. In Kombination mit zu krasser Dunkelheit (spielt man in nem leicht beleuchteten Raum, sieht man echt fast nix mehr) bleibt man ständig an irgendwas hängen oder läuft gegen ne Wand. Anfangs hab ich das noch akzeptiert, denn diese "cineastische" Kamera gibts ja nur noch selten heutzutage, und die vermittelt ja auch ne schöne Atmosphäre. Und scheinbar ist das hier ne Art Adventure, also ohne Action, da darf das ja erlaubt sein. Aber irgendwann ging's mir nur aufn Keks. Sich zu bewegen macht schlichtweg nie Spaß.

Zum Gameplay: Buttonprompts markieren anklickbare Objekte, wie in nem Adventure. Geht aber oft immer erst nur, wenn Marianne fertig geredet hat. Will heißen, man sieht etwas und wills anklicken, aber weil Marianne gerade ein tipps-gebendes Selbstgespräch führt, muss man erst warten. Anfangs nich wild, nervt später zunehmend (die "Clonkyness" stapelt sich, sozusagen). Gegenstände können untersucht und kombiniert werden, aber richtige Rätsel wie in einem guten Point'n'Klick, wo man ein bisschen Knobeln und um die Ecke denken muss, während man die Items im Inventar durchgeht,  darf man sich nich erwarten. Is alles sehr rudimentär. Man gelangt an ein Hindernis, findet wenig später einen Gegenstand, und nutzt den dann halt an jenem Hindernis, fertig. Mindestens 70% der anklickbaren Objekte sind aber nur Zettel, Poster, Bücher oder sogenannte Geisterechos, die die Story transportieren - Classic. (Ich hasse diese faule Art des Storytellings, machen Spiele dieses Genres schon seit Jahren, und zündet imo nur sehr, sehr selten).

Der Splitscreenkram ist nett. Das Spiel gibt vor, wann ihr nur in der realen Welt, nur in der Geisterwelt oder eben via Splitscreen in beiden unterwegs seid. Es macht ein klein wenig Spaß, die Regeln zu lernen und die Möglichkeiten von Marieanne auszuprobieren, aber die damit verbundenen Rätsel bzw Aufgaben sind auch kein Megaknaller. Es ist (auch im Splitscreen) überwiegend ein Absuchen der Räume nach Buttonprompts, und manchmal muss man halt die sogenannte "Einsicht" nutzen, um was verstecktes aufzudecken (was nicht mehr als ne Art Röntgenblick is, ums mal simpel auszudrücken). Find ich ziemlich cheesy und unoriginell. Ich hab fast nie ein Gefühl der Erfüllung gehabt, wenn ich irgendwas gelöst hab. Es ist halt oft nur Trial&Error, oder eben: "Renn im Raum rum und klick alles an, was geht, dann ergibt sich schon was." Rätsel, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient haben, gabs bisher erst äußerst selten, und selbst dann waren sie nicht sonderlich spaßig, weil nich selbsterklärend oder unlogisch -> Trial & Error. Kleines Beispiel: Ich muss in einen Spiegel rein, um in die Geisterwelt zu wechseln. Schmetterlinge führen mich zu Kinderspielzeugen und Audiofiles ertönen. Gähn. Irgendwann find ich ne hölzerne Katzenfigur, und die Schmetterlingsspur verschwindet. Was jetzt? Muss ich was machen? Ich eier blöd in der Gegend rum und lauf drei mal denselben Weg, nur um dann (aus Mangel an Optionen) noch mal den Spiegel anzuklicken und zack, ich bin drin. "Ah ok, die Holzkatze war wohl... der Schlüssel zum Spiegel? Ok..." Auf derlei "Unlogiken" trifft man leider öfter.

Gibt's dafür ordentlich Horror? - Leider nich. Ein bisschen Grusel vielleicht, bedingt durch die ganz nette Atmo. Aber als ich einen Charakter getroffen hab, der mich an die Maulende Myrthe aus Harry Potter erinnert hat, war mir klar, dass man hier keinen deftigen Horror erwarten darf. Später trifft man dann noch eine Art Dämon, den man auch in den Trailern schon mal gesehen hat, aber der zündet auch nich. Im Gegenteil, der gehört mit zu den nervigsten Aspekten des Spiels. Taucht an gescrpiteten Punkten immer mal auf, was für den Spieler heißt: Schleichen, Luft anhalten, entkommen. Dem nicht in die Arme zu laufen sollte auf dem Papier pipieinfach sein. Dank hakeliger Quark-Steuerung, extremer Dunkelheit und ungünstiger Kamerawinkel erwischt er einen halt doch ständig. Und wenn er einen erwischt, kommt immer wieder die selbe langweilige Sequenz, wo er einen am Hals packt -> "Weiter vom letzten Speicherpunkt? Ja / Nein". Extrem unspektakulär. Na gut, diese Szenen sind äußerst kurz, so dass man da wirklich locker drüber wegsehen kann. Aber der Punkt ist: Sie machen weder Spaß, noch Angst.

Tja und mehr "Gameplay" hab ich bisher noch nicht entdeckt. Manchmal trifft man in der Geisterwelt ne Wolke aus Motten, die man mit seinem "Geisterschild" verbrennen muss, wofür man wiederum Energie aus einer Geisterquelle braucht. Im Grunde ist das nichts anderes als ein ganz plumpes Hindernis: So wie man nen Schlüssel suchen muss, um ne Tür zu öffnen, so muss ich hier halt erst mal ne Energie-Quelle finden, um durch die Mottenwolke durchzukommen. Wow. Hin und wieder zwängt man sich noch durch enge Schlitze, drückt sich auf nem schmalen Sims an ner Wand entlang, zieht nen Container oder klettert unfassbar lahm zwei Absätze hinauf. Ebenfalls wow.

Ich könnt an allen Stellen noch mehr ins Detail gehen, oder noch ein zwei weitere Spielmechaniken erklären, aber das braucht's nich unbedingt. Ich finde halt, wenn ein Horror-(oder Grusel-)Spiel auf Kämpfe verzichtet, dann müssen andere Aspekte richtig knallen, sprich die Story, die Rätsel, oder wenns unbedingt sein muss das Schleichen. Und selbst wenn das alles nicht überzeugt, dann sollte mir das Spiel zumindest richtig Schiss machen! Aber bei The Medium gibt es nicht einen einzigen  Aspekt, der so richtig überzeugt. Alles ist MAXIMAL nett, und manchmal nicht mal das. Man kann nicht sagen: "Joa, steuert sichn bisschen hakelig, und is auch nich sonderlich gruselig, aber hey, dafür sind die Rätsel der HAMMER!" Nee, ich finde, da sticht gar nichts heraus. Nich mal die Grafik. Die ist zwar nicht schlecht (gespielt auf Series X), aber trotzdem absolut last-gennig. Ebenso wie die Animationen und Mimiken der wenigen Figuren, die man zu sehen bekommt.

Und das noch: In vielen Punkten erinnert mich das Spiel an Get Even. Klar, das war Ego-Perspektive, ohne Geister, und mit Geballer, aber es hatte die gleiche plumpe Art des Story-Tellings durch Zettel, Audio-Files und "Erinnerungen" in Form von Silhoutten, die vergangene Ereignisse darlegen. Und es hatte auch so ne gewollte, aber nicht gekonnte Mystery-Story, die einem irgendwie Wurst war. Man hat ja keine Bezugspersonen, mit denen man mitfiebern kann. Was juckt mich dieser Nicholas, von dem ich in zwei Notizbüchern und drei Echos ma was gehört hab und der hier wohl vor Jahren draufgegangen is?

Leider kenne ich Layers of Fear und Observer nicht, die ja auch von Blooper kommen. Aber immerhin Blair Witch hab ich gespielt, und das fand ich noch okay - zumindest hatte ich da manchmal Angst. Und ich bin generell solchen Spielen nich abgeneigt, hab in Outlast ma reingeschnuppert, Soma fast durchgespielt, Call of Cthulhu oder auch Ethan Carter etc... OBJEKTIV bewegt sich The Medium vielleicht auf nem ähnlichen Level wie die genannten, aber ich persönlich find's bisher einfach nur lame. Hätte es dieses Splitscreen-Feature nicht, ich glaube es würde kein Hahn danach krähen. Trotzdem denke ich, dass es für zwei drei Abende mit Kuscheldecke und ner Tasse Tee ganz gut unterhalten kann - je nachdem, welche Erwartungen man hat. Kann sein, dass meine zu hoch waren. Und es kann auch sein, dass hier jemand sagt "Mir gefällt's sehr gut!", halte ich nicht für ausgeschlossen :)


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