Thema:
Koa Hades - aber trotzdem top * wesentliche Unterschiede flat
Autor: JPS
Datum:02.03.21 12:02
Antwort auf:Curse of the Dead Gods [Multi] von sad

Bitte nicht von der Durchschnittsbewertung auf Metacritic abschrecken lassen - die ist IMO mindestens 5% (bei den Userwertungen eher 10%) zu niedrig - vermutlich auf Grund einer falschen Erwartungshaltung einiger Käufer.

Leider spricht das Spiel auf Grund seines Genres und der Grafik viele Hades-Spieler an, die sich ein Hades 2.0 erhoffen und dann enttäuscht sind, weil die Ausrichtung des Spiels eine andere ist.

Das Spiel bietet kaum Story - im Prinzip nur etwas Lore über Texte, die man ähnlich wie bei Hades mit der Zeit freischaltet und ein wenig "Environmental Storytelling". Das mag für manche Spieler sogar ein Vorteil sein, nimmt dem Spiel aber die Möglichkeit sich eine breitere Zielgruppe zu erschließen.

Ähnlich verhält es sich mit den permanenten Upgrades. Bei Hades kann man sehr lange über die Mirror-Upgrades immer stärker werden, was soweit geht, dass das Spiel ohne die Heat-Stufen gar keinen Anspruch mehr bieten würde, da man mit voll ausgebautem Spiegel auf niedrigen Heat-Stufen einfach planlos auf jeden Gegner inkl. aller Bosse draufschlagen und trotzdem den Run erfolgreich abschließen kann.

Dieser Faktor macht Hades auch wieder für eine breitere Zielgruppe zugänglich, da das Spiel so für jeden Spielertyp lösbar wird und nicht zwingend eine Verbesserung der eigenen Fähigkeiten oder ein Auseinandersetzen mit den Build-Möglichkeiten erfordert.

Im Prinzip weicht Hades mit dieser Vorgehensweise die Lernkurve soweit auf, dass man alternativ zur Skill-Verbesserung immer auch über Grind von Darkness weiter kommt - ein durchaus nicht ungeschickter Ansatz, der einen aber auch oft darüber im Unklaren lässt, ob man wirklich besser geworden ist und der das Spiel ohne die Heat-Stufen schnell in eine Casual-Ecke drängen würde.

Durch die Heat-Stufen wird dem zum Glück entgegengewirkt, so dass als einziger Nachteil das Gefühl bleibt, dass man am Anfang zu sehr vom Spiel eingebremst wird und man daher als durchschnittlicher Spieler bis zu einem gewissen Punkt gar keine realistische Chance auf einen erfolgreichen Run hat.

Curse of the Dead Gods hat zwar auch permanente Upgrades, allerdings in wesentlich weniger relevanter Form. Recht früh kommt man hier an einen Punkt, an dem alle permanenten Upgrades nur noch dazu dienen den Zufallsfaktor zurückzufahren.

Hierzu gibt es zwei wesentliche Bereiche:

- Re-Rolls: Man kann sich bis zu 10 Re-Rolls freischalten, mit denen man dann bei Waffenfunden im Spiel neu würfeln kann um so seine Wunschwaffe oder eine Waffe mit besseren Synergien zum restlichen Build zu finden

- Altäre: Davon kann man bis zu 4 Stück freischalten und somit dann aus 4 verschiedenen Start-Waffensets auswählen. Außerdem kann man die Altäre noch in drei Bereichen upgraden um so die Qualitätsstufe der dort vorgefundenen Haupt-, Neben- und Spezialwaffen zu erhöhen.

Das ermöglicht zielgerichtetere Builds und macht das Spiel so auch ein wenig leichter, aber im Wesentlichen muss man seine Fortschritte bei Curse of the Dead Gods tatsächlich darüber erreichen, dass man besser wird, die Moves der Gegner lesen lernt und sein Timing und den Umgang mit der Stamina-Leiste optimiert.

Man kann das Spiel daher mit entsprechenden guten Skills relativ früh Durchspielen ohne dafür erst einmal Grind von Ressourcen betreiben zu müssen. Andererseits fehlt aber auch die Möglichkeit fehlenden Skills langfristig (über die ersten 5-20 Stunden hinaus) durch Grind zu ersetzen.

Es gibt zwar noch weitere Formen permanenter Upgrades, diese erstrecken sich aber nicht allzu weit ins Spiel hinein und/oder sind eher Alternativen statt spürbare Verbesserungen:

- Blessings: Hiervon kann man bis zu drei Stück in einen Run mitbringen und dabei aus ca. 20 Stück auswählen. Gerade die Beschränkung auf drei Stück führt dazu, dass man hier gezielt für seinen Spielstil und den geplanten Build passende auswählen muss, statt mit zunehmender Spielzeit automatisch immer stärker zu werden

- Freischaltung von Waffen: Man kann mit der Zeit zusätzliche Waffen freischalten, die man während seiner Runs finden kann. Grundsätzlich ist das ganz nett und braucht auch für die ca. 50 Waffen eine ganze Weile, aber ein wirklicher Gamechanger ist das nicht.

Ich glaube nicht, dass man über diese Freischaltungen wirklich spürbar besser wird - evtl. macht es sogar Sinn bestimmte Waffen, die nicht zum eigenen Spielstil passen gar nicht freizuschalten - hierzu weiß ich aber nicht wie sich das Spiel genau verhält und ob eine solche Beschränkung dazu führt, dass man seine Wunschwaffen häufiger bekommt. Abschalten kann man einmal freigeschaltete Waffen jedenfalls nach aktuellem Stand nicht mehr.

Ein weiterer großer Unterschied zu Hades ist die Stamina-Leiste. Da verschiedene Schläge unterschiedlich viel Stamina verbrauchen, das Spiel diverse Möglichkeiten bietet diese Leiste schneller wieder zu füllen und man bei leerer Leiste nicht mehr wegrollen kann, hat diese einen sehr wesentlichen Einfluss auf das Gameplay und macht das Kampfsystem deutlich komplexer und vielschichtiger.

Das macht die Kämpfe deutlich abwechslungsreicher als bei Hades und ist für mich die größte Stärke des Spiels. Das Kampfsystem fühlt sich richtig gut an und ist im Bereich der Action-RPGs ganz weit vorn - auf Anhieb fällt mir kein Spiel ein das sich in dem Punkt besser anfühlen würde.

Auch das Management der Flüche ist ein wesentlicher Faktor, da die meisten Flüche für einen halbwegs erfahrenen Spieler zwar kaum mehr ein Hindernis darstellen, man aber trotzdem bei längeren Runs ein gewisses Management betreiben muss um nicht den fünften Fluch zu erreichen, der abgesehen von einem sehr speziellen Build den sicheren Tod bedeutet.

Überhaupt kann man das Spiel in sehr viele Richtungen angehen. Man kann seinen Build auf bestimmte Schadenstypen optimieren, auf starken Angriff, hohe HP oder eine stark erhöhte Fund-Rate setzen, zwischen Nah- und Fernkampf wählen, usw. Und alle Varianten sind nach aktuellem Stand tatsächlich spielbar und bieten Spielraum für Experimente.

Ich würde nicht sagen, dass das Spiel besser als Hades ist, aber je nach Spielertyp kann es durchaus deutlich ansprechender sein. Es ist einfach ein anderes Spiel, das sich nur durch wenig spielrelevante Eckpunkte überhaupt diesem Vergleich stellen muss. Die Unterschiede sind aber so groß, dass eine Entweder/Oder-Entscheidung keinen Sinn macht und man das Spiel unabhängig betrachten und bei Interesse auf jeden Fall kaufen sollte.


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