Thema:
Re:Dunkle Wolken am Horizont. flat
Autor: spinatihero
Datum:09.04.21 17:27
Antwort auf:Re:Dunkle Wolken am Horizont. von DasReptil

>Mit kleinen Spielen sind auch so Sachen wie Days Gone, The Order, Infamous, Killzone, Resistance und viele mehr gemeint.

Bitte? Was soll daran klein sein? Das sind alles AAA Produktionen mit mehr als 4 Jahre Entwicklung und hohem Budget. Allein Days Gone war knapp 7 Jahre in Entwicklung und teurer als ein Horizon.

Von Resistance könnte sogar bald was neues kommen, da der Kopf dahinter erst kürzlich wieder von MS zu Insomniac gegangen ist um ein Projekt zu betreuen.

Aber viel wichtiger: Sucker Punch wollte kein neues Infamous machen, Guerilla wollte kein neues Killzone machen, The Order ist gefloppt, Resistance 3 ist gefloppt - wollten also Spieler nicht.

Ich finde es aber spannend dass Du Produktionen wie Days Gone oder Killzone als "kleine" Spiele siehst. Hoffentlich möchtest Du die eigenen Studios nicht dazu verdonnern die immer gleichen Spiele zu machen.

Für mich sind kleine Spiele AA Produktionen. Selbst Until Dawn und das kommende Returnal sind imo keine kleinen Spiele. Wir müssen uns zukünftig wohl vorher absprechen was wir wo eingliedern.

>Also alles was nicht in den erlauchten Kreis der Super AAA 15 Millionen + Spiele gehört.

Ja, damit sind all Deine Beispiele definitiv raus. Okay, Resistance 3 hat 2011 vielleicht nur 20 Millionen gekostet, inkl Multiplayer.

>Und sowas wird es in Zukunft immer weniger geben. Das ist die Entwicklung die bedenklich ist.

Solche Spiele gibt es und sie kommen weiter, auch von Sony. Es sind aber keine "kleinen" Spiele mit 15 Millionen Budget. Schon 2010 lagen die durchschnittlichen Kosten bei 18 bis 28 Millionen Dollar:

[https://www.vg247.com/2010/01/12/report-average-game-development-budget-sits-between-18-28m/]

Das kannst Du doch selbst durchrechnen, was heute sowas kostet. Bend hat etwa eine Team Größe von 130 Mitarbeitern. Sucker Punch etwa 160 Mitarbeiter. Days Gone war ca 7 Jahre in Entwicklung, Infamous  Second Son gut 5 Jahre. Bei einem Durchschnittsgehalt von 1400 Dollar Brutto hätte Days Gone allein über 15 Millionen in der Produktion gekostet, und da sind Zulieferer und Lizenzkosten für die UE nicht drin. Für 1400 Brutto wird sicher auch kein Entwickler arbeiten.

Grundsätzlich kostet es ja selbst für Indies immer mehr Spiele zu machen. Das war ja großes Thema um The Witness, warum ein Spiel eines kleinen Teams 40 Euro kostet.

>Und warum sollte Bend ein halbes Jahr Urlaub machen? Warum gibt Sony nicht direkt Grünes Licht für ein weiteres Projekt?

Projekte fallen nicht vom Himmel. In der Regel geht ein Titel mit kleinem Team in die Post Production, während das Hauptteam einen Titel fertig stellt. Days Gone wurde glaube ich 3 mal vorher verschoben und befand sich zum Zeitpunkt des Launch in einem verbuggten miesen Zustand, weshalb der Großteil des Studio erstmal weiter an Problemen arbeitete. Zu dem Zeitpunkt wollte ein Teil des Studio mit Teil 2 anfangen, was Sony ablehnte. Stattdessen ging der eine Teil dann als zusätzliche Hilfe an den Multiplayer von LoU und der andere Teil später an die Vorproduktion an ein neues Uncharted, was ja mittlerweile zur Seite gelegt wurde.

Die Frage ist doch eher warum ein Teil eines Studios nicht einem anderen helfen darf, bis entschieden ist was als nächstes gemacht wird. Das Sony zum Zeitpunkt des Launch Days Gone 2 nicht genehmigt ist doch logisch, es war eine technische Katastrophe und man wollte auch abwarten wie das längere Zeit ankommt. War bei Horizon ja auch nicht anders, danach hat ein Teil den geplanten DLC entwickelt und der andere Teil Kojima mit Death Stranding geholfen, das nutze ja deren Engine.

Bei großen Publishern ist das auch kein Akt. Bei Destiny 2 haben neben Bungie auch die damaligen Skylanders Studios geholfen, um danach an den eigenen Projekten wie Crash Remaster, Tony Hawk Remaster, Crash 4 und Diablo 2 Remaster zu arbeiten. An Division 2 haben u.a. die The Crew 1 Macher mitgeholfen, die später The Crew 2 gemacht haben. An den CoD und Battlefield/Battlefront Sachen arbeiten immer mehrere unabhängige Studios die danach wieder was eigenes machen. Selbst an RDR2 haben die GTA Macher gearbeitet und geholfen, obwohl 2 komplett getrennte Studios. Und ich bin mir sicher dass auch in der finalen Phase von GTA6 - wenn es irgendwann mal kommt - das RDR2 Studio hilft. Sony hat dafür in Europa ein eigenes Studio, die Xdev, die u.a. bei Sackboy, Returnal, Wipeout und den VR Sachen von Liverpool helfen. Imo also nichts schlimmes wenn Studio Teile anderen helfen. Das hat Naughty Dog in der Vergangenheit ja auch gemacht, was im Artikel ja sogar erwähnt wird dass einige zur Hilfe beim LoU1 Remake dazu kamen.

>Sei es Days Gone 2, ein neues Syphon Filter oder was auch immer.

Aber auch die müssen doch erstmal in die Vorproduktion, und laut Artikel ist es 2019 nicht dazu gekommen. Bend wollte nach der Veröffentlichung grünes Licht, Sony wollte das nicht genehmigen, weil auch kein Konzept vorlag. Nun können wir Sony kritisieren dass sie erstmal schauen wie ein Spiel läuft oder ein eher kleineres Studio, das offensichtlich nicht gut gearbeitet hat. Selbst Sucker Punch hat Sony ein Konzept für Ghost ofTsushima bzw das Spiel aus dem GoT geworden ist, vorgelegt und es wurde genehmigt. Naughty Dog hat nach Fertigstellung von Uncharted Teil 2 an Teil 3 angeschlossen, während ein kleines Team um Druckmann und Straley LoU vorbereitet haben, was Sony dann genehmigt und nach Uncharted 3 in Vollproduktion ging, während ein kleines Team Uncharted 4 vorbereitete. Als Außenstehender kenne ich das nicht anders, und Studio Santa Monica stand nach Einstellung des Science Fiction Projekts kurz vor der Schließung, weil nichts anderes vorhanden war. Erst dann machten sie "Hilfsarbeiten" für Indies und im Hintergrund kam Barlog zurück um GoW zu rebooten. Dazu hat Sony ja selbst eine Doku veröffentlicht, wie schwierig die ganze Produktion war und dass es fast geschlossen worden wäre.

>Bei dieser unnötigen Zauderei ist es kein Wunder dass inzwischen fast jedes Game 5 Jahre und länger in Entwicklung bzw. Vorbereitung ist.

Was halt an größeren Aufwand selbst bei Indies so ist. Witness war glaube ich 6 Jahre in Entwicklung. No Man's Sky war gut 4 Jahre in Entwicklung, usw..

>Sony ist kein kleiner Publisher, die müssen nicht auf den Euro achten und können ohne Probleme Risiken eingehen.

Was für ein Nonsens, ernsthaft. So kannst Du bei MS schreiben, die Bethesda und zig andere Studios kaufen können. Und selbst deren Spiele brauchen Zeit. Halo verschoben, Death Loop verschoben, Hellblade 2 Ende 19 angekündigt, bis heute weder Termin noch Gameplay - und die haben endlose Ressourcen. Andere große Publisher wie Activision, EA und Ubisoft bündeln hinter Projekten mehrere Studios und dennoch müssen Sachen verschoben werden bzw die bringen deutlich weniger hochklassige Spiele wie Sony raus. Natprlich muss Sony auf den Euro achten, wie jeder andere Publisher auch - auch MS. Und Sony ist ein Publisher der offensichtlich Risiken eingeht, sonst würden sie Studios wie Bend, Sucker Punch, Naughty Dog oder Guerilla gar nicht die Möglichkeit geben neue IPs mit hohem Budget umzusetzen. Returnal ist ein großes Risiko, Housemarque hat noch nie eine AAA IP hochgezogen und war als Studio fast tot, Dreams mit seiner 8 Jahre Entwicklungszeit ist ein großes Risiko und trotz ausbleibendem finanziellem Erfolg wird Media Molecule weiter ausgebaut.

Die Liste kann ich jetzt endlos fortführen, aber das sind schon genug Beispiele. Ich glaube auch es bringt relativ wenig das Thema weiter zu diskutieren, weil wir offensichtlich 2 andere Ansichten haben was kleine Spiele sind und wie sorgsam ein Publisher mit erwirtschafteten Geld umgehen sollte. Auch wenn ich sicherlich nicht mit jeder Entscheidung bezüglich Spiele und Studios glücklich bin, scheint Sony ja einiges richtig zu machen, gerade im Vergleich zu anderen Publishern. Bei Aussagen wie "Sony ist kein kleiner Publisher, die müssen nicht auf den Euro achten und können ohne Probleme Risiken eingehen" muss ich ehrlich gesagt fassungslos mit dem Kopf schütteln. Die Chance dass andere Publisher Spiele wie LoU2 genehmigt hätten, halte ich jedenfalls für gering. Wenn andere Publisher jetzt mehr und bessere Spiele veröffentlichen, oder ihre Studios weiter ausbauen, könnte ich solche Aussagen verstehen.

Ich bin mir aber sicher dass viele Publisher schauen wie Sony das hinkriegt in einer Pandemie so viele hochwertige Spiele zu veröffentlichen, und ohne MTX oder Multiplayer, allein mit Single Player Kampagne so viel Umsätze zu generieren. Dazu haben sie mit LoU2 und GoT 2 Spiele, die diverse GOTY Awards kassierten, ganz zu schweigen von kleineren Awards für Miles Morales oder Dreams. Wenn Du zukünftig noch mehr Risiken möchtest dann schau mal wo in den letzten Jahren viel Geld gemacht wurde. Imo ist es außergewöhnlich dass ein Publisher in Zeiten von Services, Fortnite, jährlichen Updates wie Fifa + CoD inkl Glücksspiel Lootboxen, und verbuggten Spielen wie Fallout 76 überhaupt soviel Geld und Risiko in die genannten Spiele steckt und externe Studios wie Housemarque, Kojima Production (mit einem risikolosen AAA Projekt namens Death Stranding) und angeblich Remedy Auftragsarbeiten zukommen lässt.

Bei Google, Amazon und anderen gut "bestückten" Mega Konzernen können wir doch als Spieler froh sein was Sony und auch Nintendo für Vorbilder sind - imo. Und ich bin froh dass MS auch aufgrund des Erfolgs und der Arbeit bei Sony wieder mehr Richtung AAA Single Player Spielen geht. Ich hoffe Du auch!

Und mit der Textwüste bin ich raus, überlege aber vorher was Du von großen Publishern erwartest. Wenn es mehrere Spiele gibt, wo ins Risiko gegangen wurde, kann das dann ganz schnell zu finanziellen Problemen führen. Frag mal Bethesda und Sega.
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