Thema:
Durchgespielt (inklusive aller Errungenschaften)! flat
Autor: The Snake
Datum:18.04.22 14:43
Antwort auf:Resident Evil 4 Ultimate HD Edition [PC] von Purple Motion

!!!Achtung, überall Spoiler und lang! Wer das Spiel also tatsächlich noch nicht durchgespielt hat, besser nicht weiterlesen!!!

Und somit gleich zwei Mal durchgespielt (ein Mal auf "Normal", ein Mal auf "Profi"), inklusive "Seperate Ways" und "Assignment Ada".

Zu meiner Resident Evil 4-Vorgeschichte:

Damals anno 2005 die deutsche GameCube-Version aus der Videothek ausgeliehen und innerhalb von 3 bis 4 Tagen durchgespielt. Hatte mir viel Spaß gemacht und es war für mich vollkommen in Ordnung, nach den aus meiner Sicht hervorragenden Vorgängern (Teil 1, 2, 3 und Code: Veronica) einen anderen Weg einzuschlagen, welcher durch die technische Leistungsfähigkeit der damaligen Konsolen-Generation möglich gemacht wurde. Jedoch fehlte mir etwas, um es für mich zum unvergessenen, zeitlosen Klassiker werden zu lassen.

Um 2009/2010 herum hatte ich mir dann die Wii Edition gekauft und war von der Umsetzung absolut begeistert. Die ganzen Bonus-Inhalte waren enthalten, vor allem aber ließ sich diese Version herausragend steuern, sodass ich hier alles freispielte, was möglich war und einige Speedruns hinlegte. Tolles Spiel, hervorragende Umsetzung!

Leider schaut die Wii Edition heutzutage auf meinem 1080p Plasma-TV nicht mehr wirklich gut aus, da die Auflösung des Spiels ja vergleichsweise gering ausfällt und das Aliasing meiner Erinnerung nach auch nicht unerheblich war/ist.

Nach über 10 Jahren hatte ich jetzt endlich mal wieder Lust, den Titel zu spielen, da ich u.a. von der Version 1.0-Fertigstellung von Resident Evil 4 HD Project gelesen hatte:

[https://www.re4hd.com/?page_id=9303]

Da zu dem Zeitpunkt die dafür notwendige Resident Evil 4 Ultimate HD Edition bei Steam für 4,99 Euro im Angebot war, habe ich dankend zugeschlagen.

Und um diese Ultimate HD Edition, also die von Capcom 2014 auf PC/Steam veröffentlichte Version, soll es hier nun gehen.

Auf das HD Project werde ich die kommenden Tage noch einmal gesondert eingehen. Ich kann aber jetzt schonmal verraten, dass ich das Ergebnis zu einem ganz großen Teil als herausragend empfinde. Einfach unfassbar, was die beiden Modder da qualitativ wie quantitativ über die letzten Jahre auf die Beine gestellt haben!

Nun aber zurück zur Ultimate HD Edition von Capcom:

Insgesamt hatte ich auch mit dieser Version viel Spaß, auch wenn leider nicht alles so ultimativ ist, wie es der Spieltitel vermuten lässt.

Zunächst einmal hat es schon ein wenig gedauert, bis ich mich wieder an die Controller-Steuerung gewöhnt hatte, mit Steuerungstyp 2 ging es dann aber wieder gut. Verbesserungswürdig: Der rechte Analogstick für das (eingeschränkte) Umschauen hat eine sehr große Deadzone, sodass sich die Kamera erst sehr spät bewegt. Dies lässt sich in den Optionen leider auch nicht umstellen.

Ansonsten gibt es in den Optionen aber einige brauchbare Einstellungen, bspw. für die Auflösung, die Bildwiederholrate (60 fps möglich), Bewegungsunschärfe (natürlich gleich deaktiviert), Untertitel, usw.

Im Spiel gefällt mir die Optik dann insgesamt auch gut, die flüssige Bildwiederholrate von 60 fps trägt ihren Teil dazu bei. Auch erkennt man, dass die grausame, genauer gesagt nicht vorhandene Beleuchtung der PC-Version von 2007 hier nun deutlich überarbeitet wurde und sehr nah am Original ist. Auch wenn es immer mal wieder Bereiche gibt, in denen die Optik/Beleuchtung etwas flach wirkt, geht das für mich insgesamt schon in Ordnung.

Mit den Texturen schaut es ähnlich, wenn auch vielleicht nicht ganz so gut aus: An einigen Stellen sieht man die HD-Überarbeitung, an anderen wiederum handelt es sich augenscheinlich um dieselben Texturen wie im GameCube-Original, was in 1080p/mit 60 fps dann nicht mehr so schön ausschaut. Da ich den größten Teil des Spiels jedoch in Bewegung bin, fällt es für mich nicht so stark ins Gewicht.

Auch gibt es einen dezenten Rauschfilter, welcher das Spiel insgesamt nicht zu steril aussehen lässt.

Zwei Punkte, welche ich von damals anders (und besser) in Erinnerung habe:

1.)
Die Brennweite bzw. die Distanz der Kamera hinter bzw. von Leon kommt mir in dieser Version etwas geringer vor, was mich ehrlich gesagt ein wenig stört, da man sich dadurch noch ein wenig mehr umschauen muss. Aus meiner Erinnerung heraus müssten die damaligen GameCube/Wii-Versionen ein Bildseitenverhältnis von 21:9 (?) gehabt haben, in der PC-Version ist es jetzt 16:9. Da kann ich mich aber auch täuschen, mir kommt es jedoch ein wenig abgeändert vor.

2.)
Beim Zielen, wenn also der Laserpointer zu sehen ist, wackelt der Pointer ziemlich stark, was nicht gut ausschaut und sich auch nicht gut anfühlt. Bewegt man den linken Analogstick ein wenig, sodass Leon den Pointer beim Zielen bewegt, ist dieses Problem nicht mehr vorhanden. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass dieses Pointer-Wackeln schon in den beiden früheren Versionen vorhanden war.

Zum Spielablauf:

Joa, das macht immer noch Spaß, auch wenn es mich nicht mehr voll und ganz begeistern konnte, da die Engine spürbar in die Jahre gekommen und auch inhaltlich nicht alles rund ist.

Der erste der drei großen Abschnitte, das Dorf, konnte mich nur teilweise abholen, da ich mich wie zuvor beschrieben erst wieder an die Steuerung gewöhnen und auch hin und wieder einige billige, nicht vorhersehbare Tode in Kauf nehmen musste. Positiv im Dorfabschnitt nahm ich jedoch die dichte Atmosphäre (z.B. Bauernhof) wahr, auch gefielen mir die Bosskämpfe wieder gut, wenngleich es auch hier zu dem ein oder anderen billigen (Quick Time Event-)Tod kam. Die grundsätzliche Inszenierung der Bosskämpfe ist für mich aber auch heute noch wirklich spektakulär anzuschauen!

Im zweiten größeren Abschnitt, der Burg, hatte ich mich schon wieder besser an die Gegebenheiten gewöhnt und auch wenn der Abschnitt (wie das gesamte Spiel) etwas zu lang geraten ist, ist die Atmosphäre und auch das Spielerische hier größtenteils hervorragend gelungen. Ich mag die Stimmen/Rufe der Mönche und wie diese einen teilweise von allen Seiten zu umgeben scheinen. Das ist exzellentes Sounddesign und hat dazu geführt, dass ich mich, wie von Herrn Mikami vorgesehen, insbesondere an einer Stelle auf eine panische Art und Weise erschreckt habe, wie es bei mir schon lange nicht mehr der Fall war. Kurz darauf gefolgt von einem "Mikami, du Armleuchter, da hast du es tatsächlich nochmal geschafft!"-Schmunzeln.

Allein für diesen Moment hat sich das erneute Spielen von Resident Evil 4 für mich mehr als gelohnt :)

Auch aufgrund des gelungenen Waffen-Upgrade-Gameplay-Elements, welches mit fortschreitendem Spielverlauf immer mehr zum Tragen kommt, konnte mich der Burg-Abschnitt in seinen Bann ziehen. Ich habe in diesem Durchgang lediglich den jeweils zuerst erhaltenen Waffentypen Upgrades spendiert, da ich endlich mal ausprobieren wollte, wie es sich mit diesen bis zum Ende spielt. Schön, dass man hier vielfältige Möglichkeiten hat, ohne dass es zu kompliziert/überwuchert wird. Capcom-Upgrade-Style at its best.

Der Ashley-Abschnitt bringt zudem ein wenig Abwechslung ins Spiel und auch die Bossgegner konnten mich überzeugen.

Zudem setzt im Verlauf des Burg-Abschnitts das erste Mal eines meiner Lieblings-Musikstücke des Spiels ein, welches im weiteren Spielverlauf noch einige Male zu hören ist und einen immer wieder antreibt. Sehr cool.

Der dritte große Abschnitt, die Insel, hat mir dann insgesamt auch gut gefallen. Es gibt zwar auch hier einige eher weniger spaßige Stellen, jedoch bleiben mir der Bosskampf mit Krauser und vor allem der Regenerador-Gengnertyp in Erinnerung. Vor allem letztere sind aufgrund ihrer Geräusche wirklich schaurig und die Art und Weise, sie zu besiegen, erhöht die Spannung jedes Mal wieder aufs Neue. Und deren Abgang hat es dabei immer noch in sich.

Überhaupt ist das gesamte Spiel mit seiner Gewaltdarstellung ziemlich explizit und ich stelle mir die Frage, wie es das Hauptspiel damals in dieser Form ungeschnitten (?) nach Deutschland geschafft hat und auch nicht indiziert wurde (?). Klar, die Bonusspiele fehlten (?), aber das Hauptspiel ist an sich schon ne krasse Hausnummer.

Im Übrigen: Die Steam-Shop-Seite der Ultimate HD Edition warnt einen ja, dass die deutsche Version geschnitten ist ("Gewaltgemindert: Version enthält reduzierte Gewaltdarstellungen"), ich konnte dies jedoch nicht feststellen: Es sind hier tatsächlich alle Bonusspiele enthalten!

Noch ein wenig zur Geschichte:

Ich finde den Ursprung der Geschichte, von welchem man später ja ein wenig mehr erfährt, ganz spannend. Leon hat seit Teil 2 eine nicht unerhebliche charakterliche Veränderung vom netten Rookie zum coolen, abgehärteten Sprücheklopfer durchlebt. Bei allem, was er in Teil 2 erlebt hat, nehme ich ihm diese Veränderung aber durchaus ab :) Alles weitere ist typischer Capcom-Humbug vom Feinsten, und zwar in der Deluxe Edition. Wer eher dazu neigt, an Unterhaltungsmedien-Geschichten mit Logik, Realismus sowie Tiefgründigkeit heranzugehen und sich bei Auftun eines ersten Logik-/Realismus-/Tiefgründigkeits-Lochs unwohl bei dem Ganzen fühlt, ist hier natürlich an der komplett falschen Adresse.

Und auch wenn dies auf mich nur eingeschränkt zutrifft, hätte ich mir an einigen Stellen schon etwas weniger Humbug, in etwa wie in den Resident Evil-Teilen vor Teil 4, gewünscht.

Dazu kommt im Übrigen auch noch jede Menge Sexismus, vor allem, sobald man mit Ashley zusammen unterwegs ist, aber nicht nur. Was damals anscheinend nur wenige Leute gestört hat, bietet heutzutage jede Menge Empörungs-Potential. Somit überrascht es mich nicht, dass einige der sexistischen Inhalte für die VR-Version von Resident Evil 4 tatsächlich beschnitten wurden.

Um mal wieder ein wenig ins Positive zu kommen: Die Zwischensequenzen:

Inhalt der Sequenzen hin oder her: Die Inszenierung dieser ist auch aus heutiger/meiner Sicht immer noch hervorragend gelungen. Die Inszenierung der Aktionen an sich, der Schnitt, die Animationen, die Gestik, die Mimik. Das alles kann sich, in dem Wissen, dass das Spiel 2005 veröffentlicht wurde, immer noch mehr als sehen lassen. Zudem ist die Dauer der Sequenzen auch nicht ausufernd lang, sondern genau auf den Punkt. Shinji Mikami und sein damaliges Team zeigen hier, was sie können (natürlich auch auf andere Bereiche des Spiels bezogen).

Insgesamt war ich also nach so langer Zeit mit meinem ersten Durchgang auf "Normal" durchaus zufrieden. Um alle zwölf Errungeschaften zu erspielen, waren jetzt noch die Bonusspiele sowie ein zweiter Durchgang des Hauptspiels auf "Profi" fällig.

Die Bonusspiele konnten mich gut unterhalten, wobei ich "The Mercenaries" nur mal kurz angestestet habe, da ich dies noch sehr gut aus der Wii Edition in Erinnerung hatte. Die beiden Ada-Bonusspiele konnte ich jedoch erfolgreich beenden und dadurch einige Bonus-Gegenstände für das Hauptspiel freischalten.

Danach ging es dann an den "Profi"-Durchgang, welcher dank der (wieder)gewonnenen Spielerfahrung kein größeres Problem darstellte. Munition sparen dank vermehrtem Messer-Einsatz und den Einmal-Raketenwerfer an den richtigen Stellen kaufen/einsetzen sei Dank :) Auch bzgl. der Waffen-Upgrades hatte ich vor dem "Profi"-Durchlauf das aus meiner Sicht sinnvollste Setup ausklabüstert, sodass auch die im späteren Verlauf fehlende Schutzweste kein Problem darstellte.

Zudem hatte ich ja schon die freie Kostümwahl und habe Leon das Gangster- und Ashley entsprechend das Ritter-Kostüm tragen lassen, sodass die Ashley-Abschnitte sehr entspannt verliefen :)

Nachdem ich nun also alle Errungenschaften freischalten konnte, habe ich endlich das HD Project in Angriff genommen und bin zur Zeit am Ende des Burg-Abschnitts angekommen.

Die Errungenschaften kann man laut Info der beiden Modder übrigens auch mit dem HD Project holen, ich wollte das nur schonmal zur Sicherheit im Voraus erledigt haben und kann zudem jetzt beide Versionen ziemlich gut miteinander vergleichen.

Aber mehr dazu dann hofentlich die kommenden Tage!

Abschließend noch meine Resident Evil 4-Bewertungen, wie ich sie zum Zeitpunkt des Spielens vergeben hätte:

GameCube-Version:
8.5 von 10 gut funktionierende C-Sticks.

Wii Edition:
9.0 von 10 beeindruckend eingebundene Wiimotes + Nunchuks.

Ultimate HD Edition:
7.5 von 10 unterhaltsame, aber nicht ganz so ultimative HD-Eindrücke.

Die Ultimate HD Edition ist aus heutiger Sicht nicht unbedingt schlechter als die GameCube-Version bzw. Wii Edition, da es sowohl Vor-, als auch Nachteile gibt, der Zahn der Zeit hat für mich jedoch ein wenig am Spiel an sich genagt.

Nichtsdestotrotz nach der langen Zeit mal wieder ein spannendes Erlebnis und ich freue mich schon auf die letzten Stunden mit dem HD Project, welches meine Bewertung aller Voraussicht nach nochmal deutlich nach oben hieven wird.


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