Thema:
Auch durch - Elden Blues incoming (unmarkierte Spoiler) flat
Autor: michelangelo99
Datum:31.05.22 14:45
Antwort auf:Elden Ring #7 - keep rolling, posting and hating von JPS

Es folgen unmarkierte Spoiler zu Bossen, Gebieten und ggf. Story, also Obacht!

Nach 3 Monaten und knapp über 300 Stunden auf dem Tacho bin ich dann auch mal durch. Die letzten Tage und Wochen hatte ich leider nicht allzu viel Zeit zum Zocken, aber am Wochenende hab ich dann wieder Gas gegeben und alles weggeknüppelt, was in den letzten Gebieten Rang und Namen hatte. Mohg, Malenia, Radagon und das Elden Beast waren am Ende alle gut machbar.

Da ich nach dem Endkampf auf dem Eldenthron saß, habe ich wohl das gute Ende erwischt, denke ich. Ich wüsste aber auch nicht, was ich großartig anders hätte machen können. Irgendwo habe ich aufgeschnappt, dass man sich ein Ende wählen kann, aber wie so oft in dem Spiel hab ich wahrscheinlich wieder was verpasst, ohne es überhaupt mitzubekommen.

Ich habe oben "gut machbar" geschrieben. Das muss natürlich relativiert werden, weil ich all diese Bosse zusammen mit meinem Mimic gelegt habe und den Ruhm daher nicht alleine beanspruchen möchte. Es ist aber schon sehr befriedigend, wenn man auch große  Gegner in späteren Gebieten solo wegschnetzelt, wenn man sich diese mit etwas Planung, Item-Management und passender Waffenwahl vorher zurecht legt.

Ich habe in den ersten Stunden (und auch später immer wieder) oft den Kampf gegen die Soldaten im ersten Lager vor dem Sturmtor geübt, das war immer so eine Messlatte für mich, bei der ich sehe, wo ich stehe. Vor allem am Hauptmann hab ich mich immer gemessen, vor dem hab ich lange Respekt gehabt. Was bin ich von dem schon verprügelt worden, und was hab ich mir erst für’n Kopf gemacht, wieviel schwerer das erst noch alles werden soll.

Nach all den etlichen Stunden später kann ich aber sagen, dass ich das für mich wohl genau richtig gespielt habe und die Sorge weitestgehend unbegründet war. Ich habe jeden Winkel durchsucht, alle Dungeons gefunden (ha, wie naiv ich immer bin) und meine Lieblingswaffen gemaxt. Exploration wird hier mal richtig belohnt, und ich habe es genossen, jeden Stein umzudrehen und selbst die waghalsigsten Klettereien und Sprünge ins Nichts in Kauf genommen, wenn ich mal wieder einen Geheimgang vermutet habe. Und das wurde wahrlich oft genug belohnt.

Bei der Verteilung meiner Stats habe ich das meiste ziemlich ausgewogen verteilt, um alle Stile irgendwie mal bedienen zu können, aber all die Punkte, die Richtung Magie gehen, hätte ich am Ende nicht gebraucht. Ich war ausschließlich  auf Nahkampf aus, hauptsächlich mit dem Bluthund-Schwert und Katanas. Mein höchster Wert war am Ende 43 bei Kraft, dicht gefolgt von Geschick und Stärke. Zaubereien aus der Ferne haben mir nix gegeben, da fehlte mir einfach die Wucht und Brachialität der Infights. War für mich wesentlich befriedigender.

L2 war gefühlt meine am meisten benutzte Taste, der Special für das Bluthund-Schwert  war einfach zu nützlich. Für schnellere Sachen habe ich ein feines feuriges Nagakiba  genutzt. Mit der Asche "Flamme der Rotmähnen" waren auch die Late-Game-Bosse relativ schnell gestunned. Den blauen Riesen unten in Caelid bspw. habe ich damit permanent am Boden gehabt. Unbedingt mal ausprobieren, die Asche gibt's soweit ich noch weiß irgendwo im Westen von Caelid von einem unsichtbaren Skarabäus.

Kommen wir zur Story. Dass ich nach knapp 300 Stunden am Ende nicht wirklich viel von allem gerafft habe, sagt eigentlich schon genug aus. Es ist ja schön und gut, dass man dem Spieler viel Platz für Interpretationen und eigene Rückschlüsse lässt, ich persönlich hätte mir das alles doch ganz gerne hier und da in etwas kompakterer Form erklären lassen wollen. Ich bin durch so viele geile Gegenden gelatscht, da hätte ich gerne noch viel mehr Hintergrundwissen direkter vermittelt bekommen als ausschließlich Environmental Storytelling für sich sprechen zu lassen. Das gleiche Grundproblem hatte ich leider auch mit vielen Quests. Ich habe mit vielen NPCs gesprochen, die mir vage irgendwas erzählt haben und die ich später mal an anderer Stelle wieder getroffen habe, oder auch nicht. Dann wurde ich von denen invaded ohne jeglichen Peil, was ich denen getan habe. Oder ich habe viele einfach nie mehr wiedergefunden, weil ich in der Story zuviel Progress gemacht habe, keine Ahnung. Das ist auf jeden Fall für meinen Geschmack noch erheblich ausbaufähig. Es muss ja nicht gleich Ubiesque Ausmaße annehmen, aber dezente Questführung muss doch möglich sein, wie es z. B. die Caria-Missionen mit Map-Einblendungen der Targets gezeigt haben. Insgesamt sind wohl so einige Quests bei mir im Sande verlaufen, aber ich fand die meisten sowieso ziemlich lasch und irgendwie "müde".

Das soll aber auch schon genug Kritik gewesen sein. Elden Ring ist für mich als Souls-Neuling eines der besten Spiele ever, eine Überraschung, die für mich quasi aus dem Nichts kam und mich von vorne bis hinten an den Eiern hatte. Unglaublich, was für ein Sog dieser Titel bietet, wie viel Emotionen da freigesetzt werden, ob Jubel oder Frust, Lust und Leid, Liebe oder purer Hass :)
Die Welt ist atemberaubend, gleichzeitig schön, aber auch melancholisch, trost- und hoffnungslos, feindselig und abgefuckt. Nirgendwo stirbt es sich schöner.

Apropos, ich würde gerne mal meine gesamten Tode in irgendeiner Statistik sehen, hübsch aufbereitet nach Todesart, Angstgegnern, Bossen oder Selbstmorden durch dumme Abstürze von Klippen oder den VERF****** Prompts, ob ich das Pferd auch wirklich wieder herbeirufen möchte, während ich mitten in der Schlacht stehe und ein Drache mir gerade eine zimmert.

Ich habe viele, viele wirklich spaßige und sauknappe Kämpfe gehabt, bei denen am Ende nur ein letzter schneller Schwertstreich entscheidend war, und das waren jedes Mal tolle Momente mit herrlichem Belohnungsgefühl bei Siegen oder unkontrollierten… sagen wir mal… Unmutsäußerungen bei Niederlagen, bei denen der Boss doch schon auf 1 HP runter war und doch noch einen letzten fiesen Move ausgepackt hat, der mich auf die Bretter geschickt hat. Meine Familie wusste jedenfalls immer direkt Bescheid, was der Olle gerade wieder macht.

Sofern ich in meinem Jubel daran gedacht habe, habe ich die letzte Minute meiner allermeisten großen Siege noch schnell als Clip gespeichert. Mal sehen, ob ich die Tage mal alles zu einer epischen Motivations-Montage zusammenschnipsele. Für schlechte Tage.

Denkwürdige Momente gab es natürlich haufenweise. Die Brunnenfahrt nach Siofra, der erste gelegte Drache, der Ausblick über Liurnia nach dem Sieg über Godrick, der Blick über Leyndell nach dem Einzug in die Stadt oder einfach der Moment der Erkenntnis, dass ich vor übergroßen Gegnern wie z. B. den Baumwächtern im Infight bestehen kann und nicht immer wegrennen muss, wenn ich nur mutig meinen Schild benutze. Achja, und mein erster, sehr früher ungewollter Teleport einer Nebelkiste in eine Mine nach Caelid und die anschließende Reise zu Fuß nach Hause an diesen großen Riesenkrähen(?) war schon sehr intensiv.  

Lobend erwähnen möchte ich ausdrücklich die Technik. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft haben, aber während all der Zeit hatte ich keinen Absturz, keinen nennenswerten Bug oder sonstige Ärgernisse. Auf meiner kleinen Xbox Series S lief das immer stabil, sah top aus und war jederzeit hervorragend spielbar, sowohl im Quality- als auch im Performance-Modus (wobei ich letzteren fast nur bei den Bossen eingeschaltet habe).    

In dieser merkwürdigen Zeit, wo sich alles irgendwie falsch und unwirklich anfühlt und die Welt immer mehr abdreht, war zumindest Elden Ring für mich immer eine angenehme Konstante, wo man am Ende des Tages mal so ein bisschen abtauchen konnte und nicht nur russische Panzer im Kopf hatte. Ein bisschen entspannendes Grinden, während dabei ein ER-Stream von einem der Beans nebenher auf dem Tablet lief oder der tägliche Blick in diesen Thread, wo man sich immer ein paar Tips geholt hat oder sich einfach nur bestätigen lassen konnte, dass man sich nicht als einziger bei manchen Gegnern so dumm anstellt ;)

Ich habe glücklicherweise in den letzten Tagen nach über einem Jahr Wartezeit eine PS5 abstauben können und mir direkt das Demon’s Soul Remake gegönnt. Wenn das auch nur halb so kickt wie ER, bin ich schon glücklich. Eigentlich wollte ich erst mit Horizon FB weitermachen, aber ich muss was gegen den Elden Blues machen. Der hat leider schon vor den letzten beiden Bossen eingesetzt, als ich gemerkt habe, dass ich das Spiel nun echt nicht noch mehr melken kann.

10/10


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