| Sonic Frontiers ist (vielleicht) die Wende! |  |
Durchgespielt auf PS5 inklusive Platin. Das ist schonmal ein sehr positives Zeichen, auch wenn die Platin-Trophy keine Herausforderung ist. Ich bin dennoch schwer hin- und hergerissen und könnte, glaube ich, fast ein Buch über die gesamte Spielerfahrung schreiben. Aber ich versuch mich kurz zu fassen.
Der letzte große Teil der Serie war Sonic Forces und der war Mist. Meine Erinnerung verblasst natürlich, aber am Schluss hab ich es gehasst, keine Motivation irgendwas zu komplettieren und nie wieder angerührt. Sonic Frontiers, wie jeder große Sonic Titel, kommt mit Balast, der Sonic Cycle ist bekannt. Aber! ABER! Frontiers ist echt gut! Wirklich gut! Und im gleichen Atemzug auch ungemein... billig. Wo fang ich an?
Das Gameplay funktioniert, mit wenigen Ausnahmen, einwandfrei! Steuerung, Movement, Kamera machen keine Probleme und das ist, so traurig das eigentlich ist, ein Riesending. Sowohl in der Open World, als auch in den Leveln, ich spiele hier mit Sonic und nicht er mit mir. Das war seit Sonic Adventure immer ein Problem. Dieser Aspekt wird allerdings ein Stück weit erkauft, denn vieles im Spiel läuft serientypisch von selbst ab. Die vielen Schienen und Federn, Loopings und Beschleunigungsstreifen bieten Gameplay auf dem Niveau eines QTE-Spiels. Das ist alles nicht sehr anspruchsvoll, geschweige denn fordernd.
In der Open World muss man z.B. eine bestimmte Art an Items sammeln, die überall zahlreich verteilt sind, meistens am Ende von Rampen oder Schienen. Die Dinger muss man sich aber weniger durch "Skill" erspielen, als einfach nur den entsprechenden Startpunkt der Schiene finden. Dann flitzt Sonic los und das höchste der Gefühle ist diese Art QTE Eingabe. Hier mal springen, da mal homing attack. Das zieht sich durchs gesamte Spiel.
Das nächste ABER: Aber das macht Bock! Ich kann trotzdem durch die Welt flitzen, um diese Startpunkte zu finden. Hinlaufen, wo ich will, so schnell ich will. Es ist so ein wenig wie ein Handy-Grind-Game, wo man hin und wieder was antippt und dann passiert was tolles. Und irgendwie tue ich ja auch was, auch wenns "cheap" ist. Bosse funktionieren auch so. Das ist sehr sehr viel style over substance, aber funktioniert! Es gibt so auch relativ selten Frustmomente.
Sogar die Classic Level (die man spielen muss!) funktionieren. Man hat sich kürzer gehalten, sie sind sehr straight und dauern in der Regel 2-3 Minuten. Man hat jeweils vier Aufgaben: Das Ziel erreichen, die fünf Sterne sammeln, eine bestimmte Zahl Ringe ins Ziel bringen und eine vorgegebene Zeit. Die sind ALLE machbar, ohne viel Frust, weil alle Mechaniken einfach funktionieren. Steuerung, Kamera, Leveldesign: Alles fluppt. Es gibt ein gewisses Gefälle bei den Zeiten, denn durch manche Level kann man durchspazieren und bekommt das S, während andere sehr wenig Platz für Fehler lassen und eine gewisse Route verlangen. Aber wie gesagt, alles machbar!
Ein Wort zum Weltendesign, was IMO zurecht diskutabel ist, auch wenn schon alles gesagt wurde. Das ist optisch hübsch, aber wieso man sich nicht für eine stilisierte "Sonic-Welt" entschieden hat, ist... unergründlich. Es passt nicht zusammen und dazu ist Sonics Charakter-Modell auch noch "unperfekt". Irgendwas stimmt nicht, aber ich kann nicht mit dem Finger drauf zeigen. Die Augen wirken falsch, die Animationen sind veraltet. Irgendwas fehlt einfach, ganz davon abgesehen, dass er nicht in die Umwelt passt. Ich verstehe nicht, warum man seit Sonic Adventure versucht, den Igel in unsere Welt zu bringen. Das hat vielleicht in der Sonic X Animationsserie funktioniert und war sonst IMMER weird.
So! Wieso ist Sonic Frontiers vielleicht die Wende? Das Franchise ist einfach schon ewig nicht mehr geil. Das letzte gute Spiel der Reihe war IMO Sonic Heroes, dann gabs natürlich noch Sonic Mania, aber das scheint ja leider eine Eintagsfliege zu bleiben. Alles andere war ungenügend oder schlicht Mist. Rush, Colors, Unleashed, 2006, Lost World und wie sie alle heißen.
Wenn Sega jetzt einfach auf Frontiers aufbaut, die Engine nimmt, ein paar Dinge streicht und ändert, hat der Igel eine schöne Zukunft! Denn das Spiel funktioniert! Nicht perfekt, aber die Pros überwiegen DEUTLICH. Vermutlich das erste mal seit 20 Jahren.