Thema:
Exploration Mode flat
Autor: mike_za
Datum:10.12.23 11:54
Antwort auf:Avatar: Frontiers of Pandora [PS5, Series X|S, PC] von Fred LaBosch

Ich habe Witcher 3, Red Dead Redemption 2 und auch Cyberpunk 2077 ohne Mini-Map und Questmarker gespielt, weil ich tiefer eintauchen wollte in die Welt und nicht bloß von A nach B rennen. Das hat dort auch soweit gut funktioniert und der Immersion wirklich zugetragen, aber dennoch musste ich regelmäßig auf der Karte schauen, wo jetzt der genaue Zielpunkt ist, weil man keine präzise Ortsangabe hatte.

Avatar hat diverse Dinge, in denen es nur mittelmäßig ist, aber die Spielerfahrung im Exploration Mode auf einem hohen Schwierigkeitsgrad hat in der fantastischen Welt Momente, da steckt es all diese Referenz-Spiele komplett in die Tasche. Denn im Exploration Mode hat man zwar einen Kompass und eine Karte, aber keine Minimap und keine Markierungen. Stattdessen gibt es Ortsangaben in den Quests, wie: Sprich mit XXX, Du findest ihn auf einer Anhöhe nördlich des Lagers, direkt am Fluss YYY. Und mit dieser Info macht man sich dann auf den Weg, diesen Ort zu finden. Das ist dann ein Stück Walking-/Running-Simulator mit Anleihen von Mirrors Edge. So ein Weg kann dann schon mal 3-4 Minuten dauern und man kann sich auch durchaus verlaufen und dann dauert es noch länger, ABER... wenn man darauf einlassen kann, dann ist das ein absolut grandioses Spielgefühl, das auch nur schwer mit Worten zu vermitteln ist!
Pandora ist groß, fremd und wunderschön. Und die Map ist nicht vollgekleistert mit POIs, die es zwar gibt, aber die großzügig verteilt sind. Stattdessen taucht man dann ein in diese unglaublich toll designte und grafisch brutal gute Welt, läuft durch die Wälder, über Lichtungen, an Flussufern entlang. Unterwegs sieht man kleine Herden von Tieren, manche fliehen, andere sind angriffslustig. Gelegentlich hört man Schüsse aus der Ferne und weil man auf dem hohen Schwierigkeitsgrad (zumindest am Anfang) schon vorsichtig sein muss, fühlt sich das wirklich wie ein Stück Bedrohung an. Oder man trifft auf andere Na'vi, beim Angeln oder beim Jagen (die leider fest an ihren Plätzen verweilen). Das ist wirklich ganz ganz großes Kino, wenn man sich darauf einlassen kann!
Und auch wenn die Inszenierung der Story größtenteils nur mittelmäßig ist, es gibt auch dort Missionen, die das System so aufgreifen. Da verfolgt man beispielsweise ein Tier mit dem Geruchsinn, verliert irgendwann die Spur und muss dann nach Gehör navigieren, weil man es in der Ferne hört. Oder man muss zu einem Angriff eilen und dort unterstützen und in der Ferne sieht man den Rauch aufsteigen, bzw. sieht einen Hubschrauber in die Richtung fliegen. Und man selber rennt unter Zeitdruck durch den Wald, verliert kurz die Orientierung, sucht die Rauchsäule am Himmel zwischen den Bäumen, rennt weiter und ist erleichtert, wenn das Ziel dann hinter einer Kuppe zwischen den Bäumen auftaucht.

Das Spiel ist sicherlich nichts für jeden und wer keine Zeit und Lust hat, sich auf die Welt so einzulassen, der wird nur ein mittelmäßiges Spiel bekommen. Und es ist furchtbar schade, dass andere Spielelemente (z.B. seichte Story, Statik der Na'vi in der Spielwelt) nur mittelmäßig sind. Denn wenn sie ebenfalls auf diesem Level wären, dann wäre Avatar wirklich in der Top-Riege aller Open World-Spiele anzusiedeln. So fallen diese Dinge leider etwas ab.

Was aber (für mich) tatsächlich Referenz ist, sind die Grafik (High End PC), die Spielwelt und die Art und Weise diese zu entdecken!


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