Thema:
God of war - eine Crosspost-Predigt flat
Autor: Random_H
Datum:29.04.05 14:51
Antwort auf:God of War von MOGli

Wollte noch mal outstressen wie sehr das Spiel regiert. Here we go (lang):

Liebe Forumsgemeinde,

Dies wird jetzt ein bisschen dauern, all jene die die Zeit am heiligen Sonntage nicht aufbringen können oder wollen finden den Klingelbeutel am Ausgang.

9.9 Punkten von den Wucherern bei IGN. Grund genug für einen Impulsivkauf - gibt's nächste Woche halt nur Knägge.

Worum geht's denn so?

In einer Zeit in der die Gyrosherden noch unbehelligt Griechenlands Steppen entkrauten, ist der ausgemachte Symphat Kratos sozusagen die S-Klasse der Spartaner. Der passionierte Sportmörder, dessen menschliche Qualitäten sich diametral zu seinem Blutdurst verhalten, bringt es innerhalb kürzester Zeit zum Feldherren einer gigantischen Streitmacht im Dienste Spartas. Der einzigen Person, der dieser Strahlemann nicht ohne allzu dringliche Veranlassung den Schädel spalten würde, geht seine Berufswahl allerdings ziemlich gegen den Strich. Dass seine Frau die Scheidung eingereicht hat, er dagegen beim Familiengericht Einspruch erhoben, dieser zunächst abgelehnt, dann erneut geprüft und schlussendlich als völlig unberechtigt und ohne Chance auf Berufung abgeschmettert wurde, kann ich nicht sagen - denn so weit hab ich noch nicht gespielt.

Inmitten einer gigantischen Seeschlacht startet also das Spielgeschehen um den mittlerweile total erbleichten Schlächter, der von nun am im Dienste der Götter steht. Athene verspricht ihm nämlich die Erleichterung des Gewissens. Pardon, sagte ich "Gewissen"? Ein Knabe von derart klingonischem Gemüt hat natürlich *schreckliche Visionen*...

Und auf den ersten Blick ein ziemlich kurzes ...

Doppelpack an [http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B00005MEGW/ref=pd_ecc_rvi_f/302-3681723-5376835]. Der moderne Meuchler weiss aber um den Vorteil platzsparendem Arbeitsgeräts. Und so entpuppen sich die Klingen als Ivy-mäßige Kettenschwerter, die selbst ungefähr drei Gyrosbullenlängen entfernt grinsenden Gegnern (oder auch nicht, who cares?) die Häme chirgisch wenig präzise von den Gesichtsknochen pellt. Meist gehts gleich gegen ganze Horden gut gemischter Gegner, die teilweise der griechischen Mythologie entliehen sind. Diese behandelt ihr mit einer normalen oder einer schweren Attacke, kombiniert diese je nach Level eurer Waffen zu Combos, die bislang fast alle Sinn machen und durchaus etwas Timing erfordern. Natürlich dürft ihr Gegner auch greifen oder die gegnerspezifischen Griffe in eure Combos miteinbauen. Packt euch also die Klingenarme des Skelettkriegers, rammt sie in den Boden, um diesen mit einem Aufwärtshieb in die Luft zu schleudern, dort erneut zu greifen, ihn dann entweder weiter mit Griffen oder Schlägen beliebiger Stärke zu liebkosen, oder ihn in andere Gegner zu schleudern. Sieht _sehr_ gut aus, macht _sehr_ viel Spass und verlangt - zumindest auf dem Spartan-Schwierigkeitsgrad (Hard) - wirklich einiges an Übung und Taktik. Wer einfach in einen Gegnerpulk reinrennt, streckt ab dem dritten Level innerhalb WENIGER Sekunden alle Viere von sich. Vom Normal Mode - und da hatte IGN wirklich recht - ist komplett abzuraten. Das flüssige Kampfsystem macht das Spiel zum Selbstläufer. Ohne Probleme bearbeitet man wunderbar animiert gleich ein halbes dutzend Gegner zugleich - was zwar für die ausgezeichnete Steuerung spricht, aber ich denke ihr wisst was ich meine. Gestern musste ich im 4. Level eine Stelle glatt ich weiss nicht wie oft spielen und scheiterte stets nur an meiner eigenen Blödheit. Das Schöne: Es stellt sich ein toller Lerneffekt ein. Buttonmashing geht anders. Sicher hämmert ihr in den Kämpfen wirklich schnell auf den Tasten herum. Ohne Köpfchen zu spielen erfährt aber wie gesagt recht bald eine blutige Doppeldeutigkeit.

Denn blocken muss man natürlich auch. Die Combos lassen sich jederzeit per Druck auf L1 (=Block)unterbrechen. Eine besonders gut getimte Abwehr mündet in einem Parry - für den Bruchteil einer Sekunde verlangsamt sich das Bildschirmgeschehen und signalisiert so, dass es Zeit ist zu kontern. Einige dicke Brocken haben natürlich auch unblockables parat, denen es mit dem rechten Stick in eine der vier Himmelsrichtungen auszuweichen gilt.

Nach und nach trefft ihr auf Gottheiten wie Poseidon, Aphrodite oder Zeus (an dieser Stelle nochmal "danke!" für den Donnerschlag, Kumpel!) die euch mit Zauberkräften versorgen. Mittels Onimushaartiger Seelen Levelt ihr eure Waffen und Zauber  und erhaltet so neue Attacken.

Ein paar seichtere, aber niemals dämliche, Rätsel sind vorhanden. Das stupide einsetzen von Amuletten oder anderen Keyelementen hat man mir bislang gespart (naja, mit Ausnahme von "echten" Schlüsseln). Schön fand ich eine Stelle, an der ich vor endlos-spawnenden Gegnern nicht weiterkam, bevor ich die Löcher verstopft hatte, aus denen sie hervorgekrochen waren. Danke auch an Kratos, der mich nach einer viertelstunde darauf aufmerksam machte, was mein Problem war. Clever!

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Mir tun die Finger weh... .
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Bislang funktioniert einfach alles fantastisch und sieht noch besser aus. Einige werden die insgesamt eher niedrige Texturauflösung und den bei einigen Gegnern geringen Polycount berüffeln, diese sollten allerdings berücksichtigen, dass das Spiel mit Ausnahme beim Speichern und sporadischen zwei sekündigen "loading"  Einblendungen NICHT lädt. Und das bei Bauten, die erstmals wieder einem Tomb Raider 1 gerecht werden, allerdings ohne Nebel. Stellt euch einfach die Klippe einer brennenden griechischen Metropole vor, in einem halben Dutzend Kilometer Entfernung schleudert ein 300 Meter hoher Koloss Feuerbälle in eine Ameisenarmee, während um euch herum so einiges zusammenbricht. Eine solche Ausgestaltung und Artdirection der Szenarien hat man schon ewig nicht mehr gesehen. Jedes Level hatte mindestens Location, die mir ehrfürchtiges Staunen abrang. Einfach schön. Kantenflimmern gibts übrigens auch nicht. Die Kamera funktioniert vollautomatisch und baut selten wirklichen crap, hier wird gespielt und nicht gefilmt. Allerdings vermisse ich bei den wunderschönen Umgebungen teilweise eine Egosicht.  

Die Story wird in ausgezeichneten, teils längeren Zwischensequenzen erzählt die eine willkommene Erleichterung zum Metzelalltag liefern und Kratos verdorbenen Charakter vortrefflich Farbe verleihen. Für Kratos wurde der Begriff "Antiheld" quasi erfunden. In einer Schlacht, in der zwei riesige Trolle den Marktplatz Athens verwüsten, darf "Retter" Kratos sich sogar an der Lebensenergie der panischen Zivilisten laben - auf welche Weise das geschieht denkt ihr euch bitte selbst. Viel mehr Menschenfeind geht einfach nicht.

Die Bosskämpfe stimmen übrigens auch und stellen in bester Videogame-Tradition wirklich die schweisstreibende Spitze eines Spielabschnittes dar. Vor allem was Abwechslung und deren Inszenierung angeht. Will aber nicht spoilern. Der Verlauf ist aber meist so: Habt ihr die Energieleiste des Bosses geleert, gilt es meist, wie auch bei einigen dickeren, regulären Gegnern (bei denen ist es allerdings KEINE Pflicht) eine bestimmte Buttonfolge zu betätigen - die Abkürzung QTE verwende ich bewusst nicht. Die Dinger sind einfach zu gut in die Levelarchitektur eingebunden und unterstreichen Kratos badassness auf _äußerst_ spektakuläre und elegante Weise. Bei der Qualität hättens aber genre doppelt soviele Endgegner sein sürfen - schade!

Also: GoW ist für mich das beste Actionspiel auf der PS2. Für Ninja Gaiden kann ich nicht sprechen, das hab ich immer noch nicht. GoW allerdings erinnert mich daran, warum ich angefangen habe Videospiele zu mögen. Level, an die man sich gerne erinnert - zum einen, weil sie einfach erinnerungswürdig designed sind, zum anderen weil man sich an so mancher Stelle die Zähne ausgebissen hat und eine Spielmechanik, die man noch wirklich beherrschen muss. Actionspiele auf den Punkt gebracht, mal wieder bezeichnend, dass es ausgerechnet aus Amerika kommt.

Wer Action mag und GoW dennoch liegen lässt, den möge Kratos holen, aber Pronto!

Alex


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