Thema:
Staffel 1 (Fazit) flat
Autor: HomiSite
Datum:07.04.20 18:00
Antwort auf:Leider insg. eine große Enttäuschung! Demnächst mehr /nt von HomiSite

Ich kenne die Buch- bzw. Bildbandvorlage zu TALES FROM THE LOOP nicht, sondern nur einige der Illustrationen und was ich bei Amazon via "Blick ins Buch" lesen konnte. Inwiefern Geschichten/Geschehnisse adaptiert bzw. verändert wurden, kann ich also nicht sagen, aber so manche Einstellung ist sehr genau von den eindrucksvollen Gemälden übernommen worden.

Die Bücher sind wohl stark im Adoleszenz-Abenteuergenre der 1980er verankert, spielen ja auch Ende der 80er bzw. Anfang der 90er in einer alternativen Realität mit Kindern oder Teenagern als Protagonisten. Die Macher der Serie wollten aber wohl keine solche Show machen, vielleicht auch, um nicht als STRANGER THINGS-Nachmacher zu gelten? Nicht, dass ich das zwingend gewollt hätte (und viele Folgen sind ja trotzdem aus der Perspektive von Jüngeren!), aber hätte genug Eigenständigkeit haben können - und keine verbissene Nostalgie.

Gleichzeitig gibt's in den Büchern dann auch tatsächlich das klischeehafte Unglück, wodurch Fremdartiges in unsere Welt eindringt (laut Bildern u.a. ). Also ungefähr THE MIST (Frank Darabonts DER NEBEL), was man wohl auch nicht umsetzen wollte, weil vielleicht zu unrealistisch bzw. wieder zu viel Nähe zu STRANGER THINGS.

Inwiefern Zeitreisen und und alternative Welten im Buch präsent sind, weiß ich nicht, ich bin aber froh, dass die Serie trotz entsprechender Episoden kein großer Zeitreise-Hirnfick wurde (ich mag das persönlich nicht so, kenne aber auch noch nicht DARK etc.).

Naheliegend ist auch eine Mystery-Geschichte, die sich erst nach und nach enthüllt mit überraschenden Wendungen, Enthüllungen der Vergangenheit und Diskussionspotential - also wie zum Beispiel LOST. Daran hat die Serie aber anscheinend am allerwenigsten Interesse, denn es gibt meines Erachtens keinen nennenswerten folgenübergreifenden Plot und noch weniger Erklärungen (oder Fragen).

Was ist also die Serienadaption von TALES FROM THE LOOPS?

Eine eher lose verbundene Anthologie à la OUTER LIMITS, aber mit starkem Fokus auf die Conditio humana, die große Themen des Lebens: Familie und Erziehung, Freundschaft und Verrat, Liebe und Untreue, Tod, Ehe(-probleme), Einsamkeit, Vergangenheit und Zukunft, Veränderung. Diese Schlagworte kann man ziemlich leicht den einzelnen Episoden zuordnen.

Jedoch: Diesen Themen werden kaum neue Aspekte abgewonnen! Ich will nicht sagen, dass die platt umgesetzt werden oder ohne Wirkung wären (bei sanfter Klavier- und Geigenmusik hatte ich in einigen Szenen schon Pipi in den Augen), aber es sind auch keine hochgradig anregenden Gedankenspiele. Oder ich bin zu dumm. :-D

Diese Themen werden nun in SF-Mystery-Geschichten umgesetzt, die leider zum Teil vom Konzept sehr bekannt und wenig komplex sind. An Genrestandards besteht wie eingangs geschrieben auch kein großes Interesse und alles wird dann auf jeweils über 50 Minuten Laufzeit ausgewalzt - bei einer langsamen Inszierung. Ich habe nichts gegen entschleunigste Serien (ich mochte die vielgescholtene BREAKING BAD-Episode "Die Fliege") und die Inszenierung von TALES FROM THE LOOP ist auch meist extrem wertig, stilsicher und atmosphärisch. Wie gesagt: Die erste Episode fand ich fantastisch!

Aber dann kommt halt nicht mehr viel außer altbekannte Plots, kein großes Interesse an der Hintergrundwelt (die dadurch noch löchriger wirkt: Warum schert sich dort niemand um die gefährliche Technik?!) und zu viel Langsamkeit.

Enttäuschend!

PS: Was mich bspw. aufregte:

PPS: Die Serie wird im Feuilleton oft sehr gelobt als "richtige" Serie für unsere jetzige Corona-Turbokapitalismus-Zeit ...


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