Thema:
Enttäuschend, dumm und am Thema vorbei. Spoiler überall. flat
Autor: Hunk
Datum:18.10.22 23:33
Antwort auf:Halloween Ends von jabbathehutt

Oh Mann, dass soll das große Finale der Trilogie gewesen sein? Ehrlich jetzt? Puhh, wo fangen ich da an?

Zu allererst, fühlt sich  das nicht wie der dritte Teil einer Trilogie sondern wie ein Spin-Off oder die Weiterführung einer schon vorher abgeschlossenen Geschichte an. Damit meine ich, dass der Film als Weiterführung der Franchise ja vielleicht okay gewesen wäre wenn zuvor die Geschichte rund um Laurie und Michael richtig zu Ende erzählt gewesen worden wäre. Aber in Halloween Ends ist Michael Myers eher eine Nebenfigur und hat vielleicht 15 Minuten Screentime. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich nicht der einzige bin, der diese Entscheidung positiv formuliert mutig und emotional ausgesprochen ziemlich kacke fand. Wen interessiert schon Corey in einem Halloween Film, bzw. wer dachte dass es eine gute Idee ist beim Ende einer Triolgie in der alles auf die Konfrontation zwischen Laurie und Michael hinauslaufen sollte das eher zur Nebenhandlung werden zu lassen? Halloween Ends? Wohl eher Corey Ends...

Was findige Hobbyfilmer bzw. Schnittmeister machen sollten ist, die letzten paar Minuten wo der Endkampf und die anschließende Verwurstung von Michael stattfindet geschickt an das Ende von Halloween Kills pappen, denn der ganze Quatsch vorher trägt zum eigentlichen Konflikt bzw. zu den vorherigen zwei Filmen nichts nennenswertes bei. So erhält man dann eine gelungene Duologie ohne den ganzen Corey Quatsch.

Wenn ich mich jetzt bemühe den Film nicht als den letzten Teil einer Trilogie und nicht als Halloween-Film zu sehen sondern als alleine stehend bzw. Auskopplung oder Weiterführung der Franchise war der Film nicht ganz kacke und hatte seine Momente wenn er auch etwas langatmig war und die Spannung nicht durchgängig aufrechterhalten konnte und manch fragwürdige Story-Entscheidung hatte. Der Film will wohl eher Psychodrama als Slasher sein, dafür ist er aber zu dumm.

Sehr unglaubwürdig ist auch, wie sich Lauries Charakter gewandelt hat. Laurie hat 40 Jahre lang nicht verabeiten können, was ihr in jener Nacht im Carpenter-Original widerfahren ist. Dadurch hatte sie gescheiterte Ehen, ihre Tocher von klein auf zur Selbstverteidigung getrimmt und durch ihre Psychose schlussendlich den Kontakt zu ihrer Tochter fast komplett verloren. Sie hat isoliert und alleine in einem Haus gewohnt und hatte Probleme bei sozialer Interaktion mit anderen Menschen. Michael Myers, obwohl er sicher eingesperrt war, hielt sie in all der Zeit in seinem Bann. Sie sagte im ersten Film zu ihrer Enkelin, dass sie damit Leben kann, dass ihre Tochter sie hasst, wenn sie nur das Ziel erreicht hat, dass sie sich im Notfall selbst zu verteidigen weiß. So und dann ist Michael Myers ausgebrochen, hat gefühlt die halbe Stadt umgebracht, sich persönlich mit Laurie und ihrer Familie angelegt, hat ihre Tochter und ihren Schwiegersohn getötet sowie den Mann umgebracht den sie als Babysitterin als kleinen Jungen im Carpenter-Halloween beschützt hat und ist dann verschwunden. Das heißt Laurie hat komplett versagt, sie konnte ihre Tochter nicht retten, (Obwohl sie sie dafür so trainiert hat und die Beziehung dadurch zerstört hat.), sie konnte Michael Myers nicht töten und er hat im Blutrausch wirklich eine erstaunlich große Anzahl an Leuten in ihrer Stadt abgeschlachtet. Zu allem Überfluss ist er auch noch entkommen und niemand weiß wo er ist, er könnte jederzeit wieder zuschlagen. Und jetzt, nach alldem hat Laurie es geschafft innerhalb von 4 Jahren ihr jahrelanges Trauma zu überwinden und ein glückliches Leben mit ihrer Enkelin zu führen. Das geht soweit, dass sie sogar an Halloween nett dekoriert etc. Wie bitte? Wieviel Menschen sind im Carpenter-Original gestorben? 3 oder 4? Das hat Laurie 40 Jahre nicht verkraften können. Und jetzt nach den Ereignissen von Halloween und Halloween Kills ist nach 4 Jahren alles gut? Sorry, das glaubt doch keine Sau.

Seltsam auch, dass Michael nun einen auf Pennywise macht und in der Kanalisation haust. Er ist angeschlagen durch die Verletzungen okay, aber trotzdem komisch, bzw. frag ich mich auf was er wartet. Auch seltsam ist, dass der Penner Corey erzählt, dass Michael ab und zu jemand in die Kanalisation zerrt und derjenige kommt nie mehr raus. Das deutet an, Michael hat ab und zu jemand umgebracht. Hat er dann wohl im Stealth-Modus erledigt ohne dass ihn je einer gesehen hat, aber gut. Komisch ist dabei, dass als Corey Michael den Möchtegern-Lover von Allyson bringt und Michael diesen tötet, er anscheinend wieder zu Kräften kommt und seine Verletzungen heilen. Das würde ja sogar erklären warum er überhaupt soviel aushält, in Kills bekommt er aus nächster Nähe 4-6 Kugeln in die Brust gefeuert, ein Messer in den Rücken gesteckt etc. und trotzdem steht er immer wieder auf. Ein übernatürliches Element in die Mythologie rund um Michael einzubauen ist von mir aus okay. Ich frag mich nur warum er erst bei diesem Mord seine Kräfte zurück erlangt, laut dem Penner hat er ja wie gesagt zwischendurch auch geschnetzelt.

Das Michael in Coreys Seele blicken konnte und in ihm einen potentiellen Verbündeten oder Nachfolger gesehen hat empfand ich irgendwie auch ziemlich albern. Das kam aus dem Nichts, bzw. wurde Michael in den zwei Filmen zuvor als absolut emotionslose Killermaschine aufgebaut. Die Szene mit Corey will dem Charakter rund um Michael wohl etwas mehr Tiefe verleihen oder ein Mysterium aufbauen. Ich fands unnötig und bescheuert. Dieser Unsinn ist dann in der Szene als Michael und Corey im Buddy-Koop den Arzt und die Krankenschwester umgebracht haben gegipfelt.

Ab der Begegnung mit Michael ist Corey dann ja zur dunklen Seite der Macht gewechselt. Bzw. haben die Autoren Michael die Rolle zukommen lassen damit Corey schlussendlich zum Mörder wird. Aber das ist für Coreys Werdegang zum Psycho völlig unnötig. Das Corey nach allem was er erlebt hat irgendwann einen Dachschaden kriegt durchdreht und sich rächt hat der Film tatsächlich auch so gut aufgebaut, da brauchts keinen Michael. Ich fand es eher sehr seltsam, dass Corey zu niemanden etwas sagt, dass er Michael Myers in der Kanalisation getroffen hatte. Oder hat ihn Michael verzaubert bzw. hat ihn in seinem Bann? Wäre ja noch bekloppter.

Auch irgendwie enttäuschend war, dass Corey am Ende stirbt. Wozu dann das alles? Wenn die Reihe wirklich weitergeführt werden soll, fänd ich es irgendwie blöde wenn es in jedem Film einfach einen neuen Mörder gibt. Das besondere an Halloween ist durchaus auch der immer wiederkehrende Michael. Hätte Corey am Ende überlebt und wäre komplett durchgedreht und quasi zum neuem Wurstmacher der Franchise geworden hätte seine Story irgendwie mehr Gewicht und Sinn gehabt. Das hätte eventuell ja auch Potential gehabt, da man zuvor seine menschliche Seite und seine tragische Geschichte erlebt hat. Aber so spielt das letztendlich alles keine Rolle.

Fand ich also alles kacke? Nein. Die Anfangsszene mit dem Unfall war gut und grundsätzlich finde ich die Idee ja auch nicht verkehrt, dass das Böse in jedem stecken kann. Das ein armer Pechvogel wie Corey, durch seine Erlebnisse und das Mobbing irgendwann durchdreht und zum nächsten Michael werden kann ist eine gute Prämisse um nach dem Tod von Michael Myers weitere Halloween-Filme zu machen. Das alles will ich aber nicht im letzten Film einer Trilogie sehen der mir das große Ende zwischen Laurie und Michael verspricht.

Fazit: Ein enttäuschendes Ende einer ansonsten gelungenen Trilogie. Mir hat Teil 1 und 2 ziemlich gut gefallen. Ich fand es auch cool, dass man zum dritten Mal den ersten Film als Ausgangpunkt nimmt um eine neue Geschichte zu erzählen. Das gab es so noch nie oder? Wann kommt dann das Multiversum-Crossover in der sich Michael Myers mit Michael Myers, Michael Myers und Michael Müller verbündet um die Laurie Strodes des Multiversums zu vernichten?

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