Thema:
Re:Ep. (4 &) 5 fällt ab ggü. dem Spiel (SPOILER) flat
Autor: Sunspecter
Datum:12.02.23 19:42
Antwort auf:Ep. (4 &) 5 fällt ab ggü. dem Spiel (SPOILER) von Yasai

>Der Teil von Ep. 4, bevor sie in der Stadt ankommen war gut, der Abschnitt Kansas City aber hat für mich nicht so gut funktioniert wie Pittsburgh im Spiel. Das hat verschiedene Gründe:
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>Die Serie führt Kathleen ein, die die Rebellen in der Stadt zum Sieg gegen FEDRA führt und alle FEDRA-Kollaborateure tot sehen will - allen voran Henry-, nachdem der den Tod ihres Bruders verursacht hat. Man sieht sie regelmäßig Verräter zum Tod verurteilen, dazu noch unschuldige Kinder. Dass sie kaum besser sein kann als es die FEDRA gewesen ist, kann man sich denken. Die ihr nahestehenden Soldaten sind loyal bis zum Tod.
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>Wie im Spiel werden Joel und Ellie in ihrem Auto überfallen. Warum, wird nicht wirklich klar in der Serie - die "Rebellen", wie dem Zuschauer dargestellt wird, haben sich von der Unterdrückung durch die FEDRA befreit und rächen sich Auge um Auge erst am Militär, dann an den Kollaborateuren. Warum sie plötzlich systematisch Fremden auflauern ist mir nicht klar geworden.
>Im Spiel erfährt man, dass der Widerstand gegen FEDRA bis hin zum Sieg nur mithilfe der lokalen Fireflies überhaupt erst möglich war. Man erfährt, dass die Nicht-Fireflies im Anschluss an den Sieg machthungrig wurden, dass sie die Möglichkeit von Anordnungen der außerstädtischen Firefly-Führung insgeheim kategorisch ablehnten und man erfährt von ihrem geheimen Plan, die Fireflies nach Erlangung der Kontrolle über die Stadt zu vertreiben um die Stadt allein zu kontrollieren. Kurz nach all dem überfallen zwei jugendliche Soldaten des ehemaligen Widerstands ohne Befehle ein paar überlebende Zivilisten, töten diese und stehlen ihr Hab und Gut, um es ihrem Anführer zu präsentieren. Teile des ehemaligen Widerstands sind schockiert, mehr noch, als der Anführer Lob austeilt und Befehle erteilt, von nun an sei immer so mit Überlebenden umzugehen. An diesem Punkt im Spiel weiß man genug von der Welt und Pittsburgh um zu schlussfolgern, dass es um Proviant für die eigenen Leute und um die Kontrolle der Stadt gehen muss. Als zwei Leute ihre Abneigung gegen den neuen Befehl lautstark äußern, werden sie an Ort und Stelle exekutiert - von nun an gehorcht man oder man stirbt.
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>In der Serie erfährt Kathleen, dass die Fremden (Joel und Ellie) schwer bewaffnet in die Stadt kamen und ihre erste und einzige Schlussfolgerung ist, dass sie Kollaborateure sind, die Henry per Funkgerät kontaktiert hat. Für Kathleen ist jeder ein Kollaborateur.
>Jeder Kollaborateur muss sterben, wenn sie Kinder dabei haben sind die auch schuldig und sie werden mitexekutiert. Das ist eine stark plakative Darstellung eines manischen, besessenen Bösewichts der TV-typisch schnurstracks auf sein Ende hinzusteuert in dem er genau dieser Besessenheit zum Opfer fällt. Kathleen hat in einer der letzten Szenen das Objekt ihres Hasses vor der Flinte bevor es entkommen kann und nimmt überhaupt nicht wahr, was um sie herum passiert. Zack! - sie wird von einem Clicker angesprungen und stirbt.
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Die Pointe hier war, dass sie von einem clicker Kind getötet wurde - nachdem sie vorher empathielos "Kids die" gepredigt hatte.

>Während
ihre ganze Einheit und ihre treuesten Anhänger für ihren Starrsinn mit dem Leben bezahlen. Moral von der Geschicht: Bei blindem Hass gibt es am Ende keine Gewinner.
>TloU Pt. II hat dieser Thematik den Großteil eines 30-stündigen Spiels gewidmet und tunlichst vermieden, so plakativ zu sein.
>In Part I findet Joel in Pittsburgh einen Brief einer Mutter, deren Sohn von der FEDRA aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Widerstand als Verräter der Ordnung hingerichtet wurde. Die Mutter, blind vor Wut, erklärt, sich dem Widerstand angeschlossen zu haben und nun auf eine Todesmission geschickt worden zu sein, mit der sie es FEDRA heimzahlen könne: "Ich werde dies nicht überleben, sie aber ebensowenig". Joel kommentiert im Spiel trocken: "Nun, wenn man so denkt, gewinnt niemand". Mir persönlich sagt es mehr zu, wie das Spiel einem den Konflikt in der Stadt näherbringt. Dort liegt keine komplexe Message verborgen. Menschen handeln selbstsüchtig und impulsiv und ohne Rücksicht auf Verluste. The End.
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>Da hätte man imo besser die Tragik der Unschuldigen, die versucht haben, in so einem Umfeld zu überleben näher beleuchtet. Ish und die Sewers aus Part I, die  Geschichte eines Überlebenden, der diesen Safe-Haven schafft für die Verwundbaren; die Hoffnung für diese wachsende Gemeinschaft und ihr tragisches Ende werden in der Serie auf ein "Ach ja, ich hab davon gehört, dass Leute versucht haben, im Untergrund zu überleben" reduziert. Passend dazu machen sich Joel und Henry in dem kleinen Raum (mir völlig unverständlicherweise) beide über das Motto "endure and survive" lustig (H: “that's redundant“, J:"yeah, it's not great"). Zumindest zu Henrys Charakter passt das bei imo kein Stück (bei Joel könnte es später für Ellie noch ein demonstratives Umschwenken geben wie im Spiel auch iirc. Dafür hätte er es aber wohl besser ggü. Ellie sagen müssen).
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>Anstatt ein Licht auf die Tragik der Sewergemeinschaft oder die Tragik der unbeteiligten Zivilisten zu werfen wird die Tragik um Sam und Henry hochgedreht. Sam ist nun ein todkranker, taubstummer Junge - Henry ein tragischer Verräter "eines großen Mannes" und ehrenvollen Gandhi-mäßigen Freiheitskämpfers.
>Im Spiel sind beide unbeteiligte Zivilisten, die überleben bzw. dann die Fireflies finden wollen.
>Zu Beginn der Serie hat mich die in Teilen mangelnde Subtilität nicht gestört und sie ist für das Medium mit dem Zielpublikum auch zu erwarten aber hier und da muss ich nun festhalten, dass die Machart der Serie ggü. den Spiel für mich abfällt. Wo Episode 3 weniger interessante Teile des Spiel-Plots mit einer originellen Geschichte ersetzt hat, entfernt Episode 5 interessante Teile des Games, um eine weniger originelle Geschichte zu erzählen.
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>Nett fand ich, wie Ellie versucht hat, Sam zu heilen und wie nicht eindeutig klar gemacht wird, ob sie selbst an ihre Heilfähigkeiten glaubt oder Sam nur beruhigen will (sie entschuldigt sich bei seinem Grab aber wofür genau, bleibt unklar).
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Weil sie ihm versprochen hatte, mit ihm wach zu bleiben. der kleine knirps ist übrigens auch im real Life taubstumm - was ich ein schönes Detail finde.

Ich weiß schon, was du meinst mit den Änderungen und ich spiele Teil 1 auch parallel. aber sie haben die Huntersstories auf Sam und Henry gelungen fokussiert. was ich einen cleveren Schachzug finde, weil dadurch das Ende viel besser emotional für mich funktionierte. im Spiel war das tragische Ende eher so: Joa.

Die vielen kleinen Stories aus dem Off kannste halt nicht in eine Episode packen.

am Ende ist das Herzstück der Spielreihe die Bezeichnungen zwischen den couples./Charakteren. und das haben die Serienmacher imo bei Tess und dem Bruder-Couple besser gelöst - weil emotionaler.

Ich rate auch von diesen 1:1 Vergleichen ab. anderes Medium. sonst haste halt ne 1:1 Nacherzählung. dafür brauche ich keine Serie.

ich jedenfalls bin froh, dass sie die Hunter näher und fokussierter beleuchtet haben - den Part dann aber auch hinter sich gelassen haben. hätte erwartet, da kommen noch ein, zwei folgen, so wie der nebenplot groß beleuchtet wurde. payoff hat sich gelohnt, jetzt gerne wieder walking and talking.

>Die Infizierten-Action am Ende war gut gemacht. Etwas dumm fand ich, wie Joel, (nachdem er bemerkt, dass die Dunkelheit das Zielen erschwere) da am three-sixty-no-scoping ist mit dem Sniper und 25 Köpfe zerplatzen lässt, wenn es knapp wird für Ellie, aber dann auch alles verpeilt, wenn Ellie noch etwas Luft hat. Der Bloater war cool anzuschauen. Nach dem wackelnden Boden in Folge 4 hatte ich ja schon Angst, die würden irgendein Resident Evil-Pilztentakelmonster auftauchen lassen.
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>Ellies mutiges Einschreiten um Sam und Henry zu retten fand ich auch gut. Im Spiel zeigt sie zweimal Mut: einmal als sie Joel mit einer Pistole das Leben rettet (ähnlich der Show), bevor dieser von einem Hunter  ertränkt wird und einmal, als sie in einen reißenden Fluss springt, obwohl sie nicht schwimmen kann, um Joel dazu zu zwingen, ihr hinzerherzuspringen (was auch ein großer Vertrauensbeweis ggü. Joel ist).
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>Mal schauen, ob wir nächste Woche schon beim Wasserkraftwerk sind (Kansas City ist bereits viel weiter westlich als Pittsburgh).



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