Thema:
ミンボーの女 Minbo (Japan 1992) flat
Autor: KikjaR
Datum:02.09.23 12:40
Antwort auf:Filme / Serien aus Ostasien - China, HK, Japan, Korea von chifan

Mein zweiter Juzo Itami Film nach Tampopo. Liegt auch "nur" ein Jahr dazwischen. ^^
Aber so langsam werd ich warm mit der Bildsprache, dem Humor und sozialkritischen Themen, die Itami da unterhaltsam auftischt.

In "Minbo" geht es um ein luxuriöses Großhotel, in und an dem sich nicht nur die örtliche Yakuza reichlich bedient sondern auch mal gern daneben benimmt.
Aber hauptsächlich versucht sie durch mal mehr oder minder raffinierte Tricksereien, Beschuldigungen und Einschüchterungen die Geschäftsführung um viele Millionen Yen zu erleichtern.
Doch die hat irgendwann genug und schickt ihnen mit zwei heimischen unbedarften Mitarbeitern und einer gewieften furchtlosen Rechtsanwältin(klasse gespielt von 'Nobuko Miyamoto'), die sich auf "Minbo(minji kainyū bōryoku)" spezialisiert hat, ein Team dagegen, dass mit ungewohnten Methoden und Auftreten der Unterwelt mal ordentlich in die Erpressungssuppe spucken und deren Treiben im Hotel beenden will.

Der Film beginnt schwarzhumorig flott und etabliert schnell seine Charaktere und vermeintliche Ausgangslage. Anfangs schaut man belustigt dem Hotelmanagment dabei zu, wie es kaninchenartig vor den immergleichen Handlungsweisen der großmäuligen Yakuza kuscht und sich haarige Situationen aufdrängen lässt, die sich scheinbar nur durch Geldgeschenke lösen lassen.
So eine zeitlang wird das stoisch abgespult und ich fragte mich, ob das jetzt alles vom Film gewesen sein soll und dieser das bis zum Ende hin durchzieht. Aber es wird ab der Hälfte dann brüchiger und die Fassade der selbstverliebten ehrenwerten Gesellschaft beginnt zu bröckeln. Man merkt und bekommt gezeigt, dass das einfach nur schäbbige gewissenlose Gestalten sind, die sich einen Dreck um andere Menschen ausser- und innerhalb ihres Kreises kümmern.
Es war erfrischend zu sehen, wie die zwei vorher ängstlichen Hotelmitarbeiter an ihrer Aufgabe wachsen und mit welchen emotionalem Background die Rechtsanwältin ihre unermüdliche Arbeit erledigt. Ein paar spätere Szenen sind dramatisch wirklich gut gelungen, aber eigentlich ist die Inszenierung durchgängig top mit seinen Massenszenen und Close-Ups.

Wie ich las, hat sich wenige Tage nach Premiere des Films die Dünnhäutigkeit der Yakuza dann leider gewältig gegenüber dem Regisseur gezeigt, der bei einem feigen hinterhältigen Angriff schwer verletzt wurde.
[https://www.washingtonpost.com/archive/lifestyle/1992/05/25/japanese-director-juzo-itami-attacked/ff6c76cf-e34a-4f72-9bee-9262fa2cd7ea/]
Und auch beim vermeintlichen Selbstmord von Juzo Itami 5 Jahre später war nach einer Aussage eines ehemaligen Yakuza-Mitglieds ein Jahrzehnt danach, eine kriminelle Gang beteiligt.(Quelle Wikipedia)

Umso bedeutender und wichtig erscheint da rückblickend dieser anfänglich launige Film, der mit steigender Laufzeit kritischer wird und sich am Ende zu einem gesellschaftlichen Symbolbild entwickelt, das dem Unrecht gemeinschaftlich und entschlossen entgegen tritt.

Gefiel mir sehr gut!
4/5

46•[111]

[https://www.youtube.com/watch?v=jTDPCUIzca4]
[https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/6/6c/Minbo_poster.JPG]


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