Thema:
Re:Zäh. flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:14.04.11 02:56
Antwort auf:Re:Zäh. von Tobakaido

>>Ich geh mal davon aus, das letstrythis Sopranos schon zu "öde" war, da wird er mit Boardwalk Empire erst recht auf keinen grünen Zweig kommen.
>>
>Ich melde mich da mal als Gegenbeispiel. Ich finde die Sopranos weitestgehend öde, von diversen Episoden (die im Wald) und Charakteren (Big Pussy, die von Pantoliano und Buscemi gespielten Typen) mal abgesehen; gerade die letzten Staffeln hab ich mich durchgequält.


Geschmackssache. Die Tony-Carmella-Ehehölle-Staffel möchte ich auch vergessen, aber der Rest, gerade die allerletzte Staffel, das ist alles so unfassbar geil. Das Spektrum, WAS alles erzählt wird, sowohl in Hinblick auf das, was die Figuren erleben und durchmachen, als auch in Anbetracht der Tatsache, von wie gottverdammt VIELEN Figuren wir dabei reden, ist unübertroffen für diese Art von Serie, die eigentlich "nur" eine Familie erzählt, aber eine "Familie", die so groß ist wie manche deutsche Kleinstädte.

>BE hat meiner Meinung nach die interessanteren Figuren - und vor allem das interessantere, frischere Setting.

Inwiefern frischer? Die 20er 30er sind jetzt nichts, was völlig aus der cineastischen Wahrnehmung gefallen sein dürfte. Siehe Leones "Es war einmal in Amerika" oder die klassischen Warner-Brothers-Dinger mit Jimmy Cagney und Konsorten.

Vom Look&Feel empfand ich es oft ähnlich wie Deadwood, nur ohne den Matsch, die Kotze und die Schnäuzer. Ja, ich hör schon auf mit Deadwood, aber hier passts wirklich!!1

>Bei den Sopranos fand ich die Kinder nervig, die Bracco nervig und auch die Mutter nervig.

Die Familie von Melfi kam gar nicht so oft vor. Anthony jr. ist in der Tat eine streitbare Figur, aber Meadows banals Beziehungsleben war immer ein passender Kontrast zu ihrem Vater und wie sie sich eigentlich weniger von ihm löst, als dass sie einfach profan ignoriert, was er macht (Und die Serie stellt mehr als einmal klar, das sie clever genug ist es selbst längst gewusst zu haben). Die Mutter ist schnell tot, und Carmela... hat mal ihre Momente, mal nicht. So wie jeder Mensch. Was du verschweigst ist die Schwester aka Girl Hitler, Uncle Junior und wie er immer bekloppter wird, Bobby Bacchara, von dem man auch nie ahnt wie treu die figur dem ensemble angehören wird, die ganze geschichte mit naples, die ganzen bekloppten goomahs von tony, Johnny Pan Cakes und das Kind, das unter der Dusche kackt, Johnny Sack und seine fette Frau, Christopher und sein beschissener Slasherfilm, es wird so unfassbar viel erzählt, ich nenne nur wahllose beispiele aus einem reichen Universum. Was man über Artie Buccho allein erzählen könnte, omfg.

>BE und Goodfellas zernichten die Sopranos und den Paten - auch wenn das die "Du versteht das bloß nicht!"-Elite des Forums das anders sieht... Als tiefgreifende Analyse der Mobster-Welt mögen letztere bessere sein, unterhaltsamer finde ich erstere um Längen.

"Unterhaltsamkeit" ist ein Faktor, den man nicht vernachlässigen sollte und der auch für mich schlußendlich immer den Ausschlag gibt. Er ist aber höchst subjektiv und geht eventuell mit entsprechend hohen Einstiegshürden einher, sofern man es ohnehin nicht von vornherein nicht mag.


Antworten nicht möglich, siehe Info neben Nickname