Thema:
Re:Nochmal: flat
Autor: Boabdil
Datum:30.12.21 21:28
Antwort auf:Re:Nochmal: von Matze

>>Nein das ist eben bei Gas.de und den Tochterunternehmen nur die halbe Wahrheit. Mehr werde ich dazu aber auch nicht sagen. Ich arbeite in der Branche.
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>Warum nicht? Gerade dann hast du doch wahrscheinlich Kenne davon und wärst geradezu prädestiniert, um ein paar allgemeine Zeilen dazu zu schreiben, was seriöse von unseriösen Anbietern unterscheidet und wie man sie als Laie überhaupt unterscheiden kann.
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Ist blöd, wenn ich das mit dem Halbsatz so beendet habe. Aber ich werde zu den weiteren Interna nichts sagen. Mein Arbeitgeber hat auch noch ausstehende Forderungen gegenüber Gas.de und das Insolvenzverfahren läuft ja.

Als Endkonsument kannst du kaum die typischen Pappenheimer erkennen. Ich muss mich mit den Kollegen aber jedes Mal zusammenreißen, wenn wieder ein Energiediscounter als Lieferant um die Ecke kommt, bei dem man schon allein beim Namen weißt, dass es in die sichere Insolvenz geht. Die Quote in den letzten zwei Jahren ist rapide gestiegen. In die Medien schaffen es dann immer die großen Discounter, wo der Aufschrei kurzzeitig recht groß ist. Das es aber so gehäuft viele Lieferanten trifft und zwar schon vor den Energiepreisexplosionen ist den wenigstens bekannt.

Generell sind nun mal die selbsternannten Energiediscounter also das Problem. Sie schöpfen in Phasen der niedrigen Energiepreise die Gewinne ab, betreiben zum Teil eine zweifelhafte eher kurzfristig orientierte Beschaffungspolitik, und bei Teuerungen an den Energiemärkten bricht deren Geschäftsmodell vollkommen ein. Sie haben aber im Gegensatz zum Grundversorger weder das Problem, dass sie verpflichtend die Haushaltskunden beliefern müssen, noch müssen sie als reiner Lieferant sowas wie Krisenvorsorge oder eine langfristige Beschaffungspolitik fahren.

Der Bundesverband (BDEW) sprach ja auch schon davon, dass es hier eine regulatorische Lücke gibt, die zu Lasten des Verbrauchers, des Grundversorgers und indirekt auch des Netzbetreibers geht. Leider ist man aber immer hinten dran. Es muss es erst ein Problem entstehen, bevor es regulatorisch und den hiesigen Marktregeln entsprechend gelöst wird. Ein besonders krasser Fall war mal vor einigen Jahren, dass einige windige Marktteilnehmer durch missbräuchliches Verhalten bei der Beschaffung der Regelenergie (ok da sind wir jetzt schon sehr stark in den energiewirtschaftlichen Prozessen drin) aufgefallen sind. Wortlaut in der Branche war etwa: "... mit besonders kriminellem Gedankengut vorgegangen". Dem Ganzen wurde anschließend mit geänderten Passagen in den Marktregeln ein Riegel vorgeschoben.

So, was würde ich jetzt konkret dem Endverbraucher raten? Eigentlich das, was ich schon oben geschrieben habe:

- Verivox und co. nur für die erste Orientierung.
- Entweder bei den namhaften Größen (e.on, Vattenfall, EnBW, Ewe etc.) oder bei den Stadtwerken und/oder kommunalen Versorgern abschließen und zwar direkt auf der Seite der Versorger.

Also bei denjenigen abschließen, die im Energiegeschäft fest verankert sind und auch alle Rollen (Lieferant, Grundversorger, Netzbetreiber) ausüben.


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