Antwort auf den Beitrag "Re:[PC] Undertale" posten:
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>Undertale sieht aus wie der letzte Rotz. Ehrlich: Die Grafik ist auf Super Nintendo >Technik getrimmt und hält farbtechnisch gerade mal NES-Niveau. Die Spielfigur könnte von >einem Dreijährigen gezeichnet sein, die Perspektiven stimmen hinten und vorne nicht und >ein Großteil der Gegner ist in Schwarz-Weiß gehalten sowie mies animiert > >Eine piepsige Musik und eine 08/15-Story machen es auch nicht besser: Die Monster haben >den Krieg gegen die Menschheit verloren und wurden in den Untergrund verbannt. Blöd nur, >wenn es immer noch Zugänge gibt, die nur in eine Richtung funktionieren. So stolpert ihr >bei einer Erkundungstour in ein Loch und findet euch plötzlich wieder in einer Welt voller >Monster und Mutanten. > >Doch keine Bange: Undertale möchte euch nicht stressen. Ihr begegnet einer freundlichen >Kreatur namens Toriel, die euch vor den bösen Angriffen einer heimtückischen Blume (!) >beschützt, danach regelrecht an die Hand nimmt und durch die ersten Rätsel geleitet. Die >bestehen eh nur aus simplen Knöpfchengedrücke, aus Angst, dass ihr was falsch machen >könntet. > >Noch putziger wird es, wenn sie euch zum Dummy geleitet: An ihr sollt ihr nicht das >Kämpfen üben sondern das Agieren. Ihr könnt den Dummy nämlich nicht nur angreifen, sondern >auch mit ihm... reden. > >Kurz darauf stoßt ihr auf das nächste Monster, einen mutierten Frosch namens Froggit. Auch >den könnt ihr klassisch wie in jedem anderen rundenbasierenden Rollenspiel schnetzeln. >Oder... ihr macht ihm... ein Kompliment! Das versteht Froggit zwar nicht, fühlt sich aber >trotzdem geschmeichelt, weshalb er nicht mehr weiterkämpfen möchte. Konsequenterweise >verschont ihr sein Leben und zieht friedlich von dannen. > >Das geht nun das gesamte Spiel so: Jedes Monster lässt sich auf friedliche Weise umstimmen >– es dauert halt nur manchmal, bis ihr die richtige Methode herausgefunden habt. Manchmal >reicht eine Umarmung, manchmal muss man sein Gegenüber etwas ärgern. Größere Endgegner >verlangen viel Geduld, bis ihr sie mürbe gemacht habt. Die glauben erst nach zwanzig, >dreißig Zügen, dass ihr sie wirklich nicht schlagen möchtet. > >Das Problem: Bis es zum friedlichen Konsens kommt, müsst ihr erst mal deren Angriffe >abwehren. Dafür steuert ihr eure Seele in Form eines roten Herzens. Die Spielfläche ist >nicht mehr als ein Quadrat oder Rechteck, in dem euch die gegnerischen Attacken um die >Ohren fliegen. Manchmal sind es kleine Kugeln, manchmal ähneln sie Speeren und manchmal >hüpft ein kleiner, putziger Wau-Wau durch die Gegend. > >Werdet ihr getroffen, dann erleidet ihr Schaden. Das Ausweichen mutet zunächst genauso >simpel an wie die Grafik, wird aber zunehmend biestiger, erinnert in späteren Gefechten an >Bullethell-Shoot'em Ups und birgt vor allem erstaunlich viel Abwechslung. Denn auch hier >überrascht euch jeder Gegner mit einer anderen Taktik und neuen Raffinessen. Bei den >Endbossen müsst ihr obendrein mit veränderten Spielregeln rechnen. > >Nehmen wir mal Papyrus, ein durchgeknalltes Skelett, das unbedingt General werden möchte. >Also wartet er auf den nächsten Mensch, der ins Reich der Monster fällt - ergo euch. >Während sein Bruder Sans einen platten Witz nach dem anderen reist, ist Papyrus ein >sichtlich fehlgeleiteter Bösewicht. Beim unvermeidlichen Gefecht sorgt er dafür, dass ihr >eure Seele nicht mehr frei bewegen dürft. Sie lässt sich nur noch am Boden steuern, >während ihr per Knopfdruck seinen Attacken ausweicht. > >Habt ihr auch ihn mürbe gemacht, dann wird er euer Freund und schlägt euch ein... Date >vor! Spätestens hier entfaltet sich der Humor von Undertale, der irgendwo grotesk und >irgendwo naiv-putzig rüberkommt. Viele vergleichen Undertale deshalb mit >Mother/Earthbound, wobei mir zu meiner Schande jegliche Erfahrung mit der Kultserie fehlt. > >Von durchgeknallten Robotern über heroische Monsterritter bis zu König Asgore stolpert ihr >durch eine immer faszinierender erscheinende Welt, die ihre eigenen Regeln besitzt und sie >ständig über den Haufen wirft. Nichts ist so wie es auf den ersten Blick erscheint – und >die einzige Konstante seid letztlich ihr selbst, wenn ihr voll entschlossen den >friedlichen Weg beibehaltet. > >So entsteht eine enge Bindung zwischen eurem Charakter und den Monstern, was das Finale >umso dramatischer erscheinen lässt. Was dort passiert, werde ich natürlich nicht verraten. >Nur so viel: Ja, es gibt eine Möglichkeit die Welt der Monster zu verlassen. Aber der >Preis ist hoch. Und dann ist da natürlich noch diese heimtückische Blume, die euch am >Anfang begegnet ist und aufgrund dessen Undertale verschiedene Meta-Ebenen durchläuft. > >In den gut acht Stunden, die ihr für einen normalen Durchlauf benötigt, wird die Grafik >immer mehr zur Nebensache. Dafür entwickelt sich die Story dank der brillant geschriebenen >Dialoge und den herzallerliebsten Charakteren zu einem ungewöhnlichen wie einmaligen >Erlebnis. Getoppt wird das nur noch durch die Musik, die genau wie das Spiel selbst von >Entwickler Toby Fox stammt. Auch hier gaukelt er zunächst mit piepsigen Tönen und >langweiligen Ambientstücken ein mieses Werk vor, nur um euch bei den Kampfthemen immer >wieder aufs Neue zu begeistern. > >Plötzlich tönt da nicht nur technisch altkluge Chiptunemukke aus dem Lautsprecher, sondern >ein fetziges Schlagzeug, ein leidenschaftliches Klavier oder ein kleines virtuelles >Orchester. Die Synthiinstrumente sind teilweise unverschämt gut gewählt und aufeinander >abgestimmt. All das gipfelt im Kampfthema gegen König Asgore: Spätestens da sitzt keiner >mehr ruhig auf seinem Stuhl. > >Wenn ihr Undertale durchgespielt habt, dann gibt es ein paar Tipps, wie ihr eure >friedfertige Mission übertreffen und das ultimative Happy-End erreichen könnt. Und wenn >ihr auch das geschafft habt, dann denkt ihr euch. „Hm... ich kann die Gegner ja trotz >alledem ganz normal angreifen. Was wäre, wenn ich das mal probiere?“. > >Nur so viel: Es gibt drei verschiedene Enden und zwei völlig unterschiedliche Wege, wie >ihr Undertale spielen könnt. Der zweite Weg erfordert noch mehr Entschlossenheit und >gipfelt in einem Endkampf, der in Sachen Schwierigkeitsgrad Dark Souls Veteranen das >Fürchten lehrt. Das darauffolgende Ende ist tragisch, brillant, meisterhaft und >unglaublich schonungslos. Es gibt in der Tat Spieler, die den einen Weg von Undertale >geschafft haben und auf Andeutungen hin, was beim zweiten passieren würde, diesen nie und >nimmer bestreiten wollen. Warum? Weil sie mit den Konsequenzen nicht leben könnten. > >Kurz: Undertale ist ein Meisterwerk, ohne wenn und aber. Es durchlebt innerhalb von >wenigen Stunden eine ungeahnte, noch nie da gewesene Spielspaßevolution. Und es ist der >endgültige (!) Beweis, dass Grafik einen Scheiß bedeutet. > >Anders ausgedrückt: Undertale ist ein sehr ernst zu nehmender Game of the Year Kandidat, >der zurecht derzeit einen Metacritic-Durschnitt von 94 (!) Punkten hat.
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