Thema:
<3 Sukeban Shachou Rena <3 für Wii <3 flat
Autor: love&pop
Datum:13.12.09 03:21
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 19 von Sidewinder

Hashiguchi Chiyomi hat sich am 10. Mai 1998 mit 21 Jahren umgebracht. Sie liebte es zu trinken, ging nicht ohne Messer aus dem Haus und war vor ihrem posthumen Durchbruch in Kennerkreisen für Nekojiru berühmt, einem Manga über Katzen. Bis in die Fellspitze voll mit schamanitischen Pilzen.

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Im ersten ihrer kurzen Mangas geht es um den Katzenvater der seinen Katzensohn in eine japanische Nudelbar bringt und den Koch bittet ihn zu schlachten. Nach vollbrachter Tat betritt ein Kunde den Laden und bestellt, wie es der Zufall erzwingt, eine Nudelsuppe mit Katzenfleisch. Ende.
Im letzten Manga vor Chiyomis Tod stirbt ein Katzenmädchen im Fieberwahn. Ihrem Bruder jedoch gelingt es ihre entschwindende Seele entzwei zu reissen und sie vor dem Tod zu retten. Über jedem Zeichenstrich und jeder Zeile liegt der Deckmantel kindlicher Unschuld. Gleich neben dem drohenden Abendrot einer unheilvollen Nacht. Was den Katzen erspart blieb, sollte nicht für ihre Zeichnerin gelten.

Chiyomi hätte sich für Hunde entscheiden können. Oder Roboter mit Synchronwerten über 84,5%. Doch ihre Wahl fiel bedingunslos auf Katzen. Kein anderes Tier kann uns besser durchschauen, zugleich lautlos sein und ein brüllendes Geheimnis im Zimmer.

Sie schläfert ein die grausamsten Verbrechen,
Verzückung ruht in ihr. Kein Wort tut not,
Doch alle Töne stehn ihr zu Gebot
Und alle Sprachen, die die Menschen sprechen.


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Sukeban Shachou Rena für Wii hat sich innerhalb einer Woche 100x verkauft und ist damit das am schlechtesten verkaufte Spiel in der Geschichte der Menschheit aka Japan. Und es ist das beste Spiel dieser Generation.

Zyniker könnten schimpfen es handle sich dabei um eine plumpe Minispielsammlung, doch es wäre genauso vermessen zu sagen eine Melodie sei lediglich eine Aneinanderreihung von Noten. Sukeban erforscht das Verhältnis von Mensch und Katze, zwei Wesen mit Eigensinn auf engstem Raum. Denn wer eine Katze hat weiß, dass nicht die Katze mit uns lebst, sondern wir mit der Katze.

Der Alltag gestaltet sich mühsam. In einem der philosophischen Minispiele bewacht eine der (jüdischen?) Katzen einen babyhohen Berg Banknoten. Mit der Wiimote steuern wir die Hand ihres menschlichen Mitbewohners um sich an den Ersparnissen zu bereichern. Sind wir zu gierig, also vorschnell, und warten nicht den Moment ihrer Unachtsamkeit ab, zerreisst sie uns mit ihrer Pfote gerechterweise die Hand. Zwangsläufig stellt sich die Frage nach dem theoretischen Wert versus dem praktischen Wert von Geld. Darf man ein Wesen, dass darin nur Papier sieht entmündigen?

In einer anderen alptraumhaften Situation, die an den Moment eines jeden Katzenbesitzers erinnert wenn er nach seinem Höllenjob nach Hause kommt und sich fragt "wieviele Katzen leben hier eigentlich?" müssen wir in einem Zimmer mit 80 Katzen die eine rauspicken die dem eingeblendeten Foto gleicht. Natürlich unter Zeitlimit, denn ausreichend Zeit ist für Arbeitslose ohne Schwarzjob vorhanden aber nicht für Katzenhalter.

Wir spielen mit unserer Katze gemeinsam Klavier, lauschen ihren Gesprächen untereinander und während wir in einem anderen Melodiespiel zum Takt klassicher Musik dirigieren sitzt sie auf der Couch und kommentiert kritisch in Form von Sprechblasen unsere Leistung. Und diese Katze ist verdammt streng.

Was für Elite Beat Agents die transzendente Mission mit dem verstorbenen Daddy war, der am Ende doch noch als guter Geist zu Weihnachten an der Tür klopft, ist für Sukeban diese hier:

Die Idee ist nicht kompliziert, dafür komplex. Unsere Aufgabe besteht darin mit Hilfe der Catmote der Katze auszuweichen wenn sie auf uns zugerannt kommt und sich einer tierischen Granate gleich, gegen unseren Körper wirft. Sehen wir jedoch um die Katze kleine Herzen aufsteigen müssen wir sie mit offenen Armen empfangen. Als Belohnung für soviel Liebe und Akzeptanz schenkt uns das Spiel eine kurze Interlude. Sie zeigt in Zeitlupe die lächende auf uns zufliegenden Katze umrahmt von großen Pastelblumen und umweht von Rosenblättern in Herzform.
Kurzgefasst: Eine Utopie.

Doch seht bitte selbst:
[http://www.youtube.com/watch?v=pNroh-Pglq4]

Kein Spiel und kein Buch hat es in der Kulturgeschichte geschafft die Liebe-Hass Beziehung zwischen Mensch und Katze in ihren tragikomischen Ausmaßen auf den Punkt zu bringen wie Sukeban Shachou Rena. Doch was vor 15 Jahren ein Importmuss gewesen wäre, ist heute nur noch für den Metacriticsfriedhof geeignet. Doch ich weiß - es gibt sie noch. Die Abenteurer und Himmelfahrtskommandos der Videospielwelt.  Wer tot ist möge bitte über Schnäppchen diskutieren oder auf DHL warten. Doch wer leben will und das Geheimnis dieser pelzigen Engel der Nacht verstehen möchte, folge bitte diesem Link:

[http://www.play-asia.com/paOS-13-71-z3-49-en-15-sukeban+shachou+rena-70-3jgt.html]


Cat for President,

Love&Pop


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