Thema:
Re:Ach Du Schande... flat
Autor: dixip
Datum:18.06.15 21:48
Antwort auf:Re:Ach Du Schande... von Andy1977

Also ich bin kein ausgewiesener Fan von FF7 oder Shenmue, hab beide zeitnah gekauft und beide nicht durchgespielt. Aber Deine Einschätzung, warum die bahnbrechend sind, würde ich auch so einordnen.

>Und jetzt komme ich zu Shadow of the Colossus,
Genau, kommen wir jetzt mal zu SotC... :)

Das hab ich auf der PS3 durchgespielt, auf der PS2 erst viel zu spät gekauft und da gar nicht mehr angefangen, d.h. über Technik oder Grafik würde ich nicht urteilen wollen, sondern eigentlich nur über das Spieldesign und Gameplay.


>Ein Spiel als "Kunst" zu bezeichnen sollte allein aufgrund des Spiels zustande kommen. Oder anders ausgedrückt: Der Kunstaspekt muss klar und deutlich dadurch zustande kommen, WEIL man es spielt und nicht nur hübsche Hintergrundbildchen betrachtet.

yup, finde ich so gut und teile ich. Aber ein Spiel ist auch immer noch ein Spiel, zumindest wenn man es für 60€ in den Laden stellt.


>Allein der Storytwist gegen Ende kippt nachträglich das gesamte Gefühl, dass man während des Spielens hatte, völlig auf den Kopf.

Und das war wohl nicht bei allen so, sonst würden wir gar nicht diskutieren müssen. Bei mir fehlte - im Gegensatz zu ICO - eine stärkere emotionale Bindung zum Spielgeschehen.


> Nein: Die weiten, leeren Steppen
Weite, leere Steppen waren in meinem Gefühl primär weite, leere Steppen. Mich hat das nicht irritiert, weil in Zelda OoT oder GTA-SA auch weite, leere Steppen vorhanden sind.


>und die riesigen Kolosse sind sowohl grafisch beeindruckend als auch spielerisch in dieser Form essentiell notwendig

Sie sind aber - und das war spielerisch meine größte Enttäuschung - auch nicht so einfallsreich, wie man sich das gewünscht hätte. Der erste ist cool, weil man ja erst mal lernen muss, was man tun soll. Danach war aber lange wenig spielerischer Fortschritt -> Punkt zum hochklettern finden, ein wenig klettern (eher wenig sogar) und dann draufhauen... Erst der allerletzte Koloss wurde dann mal komplex.


>Darüber hinaus braucht es keine Missionsbeschreibungen, Questtexte oder irgend ein Quatsch.

Genau, es gibt ja das Leuchtschwert, das ziemlich klar zeigt, wo man hin soll. Und das "kloppe alle Kolosse tot" wird afair auch ziemlich klar gesagt.


>Anstatt mich mit unzähligen, kaum voneinander zu unterscheidenden Waffen zu nerven (so wie es nahezu jedes moderne Actionspiel tut), konzentriert sich Colossus auf ein Schwert und einen Bogen. Trotzdem musst du sie im Laufe des Spieles bzw. bis zum Schluss zusammen mit deinen Kletter- und Reitfähigkeiten auf immer neue Weise einsetzen. DAS ist Spieldesignkunst.

Steht das so auf der Packung!?? Das hört sich irgendwie nach einem Werbetext an.


>D.h. natürlich war es mehr ein Kritikerliebling als ein Publikumsmagnet. Aber ich habe genügend Freunde, die bei weitem nicht so freakig sind wie ich, und die Shadow of the Colossus LIEBEN oder gar als ihr All Time Favorite bezeichnen - darunter übrigens auffallend viele Frauen.

Okay, ist jetzt ein Statement, das ich nicht wegwischen will. Das Spiel hat ja zweifellos seine Fans, aber...


> Durch diese einmalige Symbiose aus Spieldesign, Spielwelt und Story (die eigentlich nur zaghaft und stückchenweise erzählt wird und trotzdem viel mehr vermittelt als 90% aller Ego-Shooter zusammen) ist Shadow of the Colossus etwas ganz besonderes und in jedem Fall etwas bahnbrechendes gewesen.

... das klingt jetzt irgendwie auch ein bisschen so, dass der Punkt, den man selbst mit reinbringt, durch die Interpretation des Geschehens dann doch sehr entscheidend ist, wie sehr einen das nun beeindruckt.

Und damit wären wir wieder oben angekommen, beim Thema Kunst. Spielerisch reißt SotC imo keine Bäume aus, Technik auf PS2 war afaik am Limit, also hängt es am Punkt, was genau löst die Story bei mir aus.

Und da ich das Pferd wirklich gehasst habe, waren eigentlich nur ich (Typ, der seine Freundin retten will) und die zweifellos bösen Kolosse da, die nun dafür sterben sollten. Das ist soweit alles Videospiellogik und -ethik, wie man sie gewohnt ist.

Und genau das war es dann für mich auch nur, ein japanisches Videospiel, in dem ich irgendwelche Monster mit mieser Kamera (ja!) und komisch beschränktem Kampfsystem niedermähe.

Ganz anders ICO (auch das erst auf der PS3 gespielt): Das Händchen-halten hat bei mir perfekt funktioniert, alle Beschützerinstinkte auf Anschlag, emotionale Bindung, begeistert durchgespielt. Entsprechend hoch waren dann auch die Erwartungen an SotC, das ich direkt danach angefangen habe.


Aber mein Punkt, warum ich da etwas mehr Abstand zwischen Shenmue III (unveröffentlicht, unerwartet, unvollendete Story), Final Fantasy VII (Recycling-Kram, wenn auch heißersehn) und TLG legen würde, liegt natürlich auch an den Auswirkungen, die die Spiele hatten. Und die Team Ico-Spiele waren halt in ihrer Wirkung doch eher begrenzt. Evtl. kann man einige Indie-Titel noch damit in Verbindung setzen, aber sonst war doch kein Einfluss erkennbar. Und - noch wichtiger - TLG war schon offiziell angekündigt, nur halt in der Versenkung verschwunden und immer mehr hatten Zweifel, ob das überhaupt noch kommt.

Bei FFVII Remake und Shenmue III waren wir eigentlich alle sicher, dass das UNDENKBAR ist, dass die noch kommen.


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